Unser Segel-Blog

Erfahrungsberichte unserer Segelleidenschaft

August 2020: Achter Tag von Nyborg nach Soeby (44 sm)

Heute morgen hatten wir mehr Glück mit unserem Frühstück, denn es gab heute wieder frische Brötchen. 🙂 Der Fluch und Segen eines eher städtischen Hafens. Man bekommt einfach gute Brötchen zum Frühstück, aber die sanitären Anlagen, obwohl sie in Nyborg ok waren, sind nie so gut wie in kleineren Häfen.

Auch heute war das Wetter wieder traumhaft, wenn auch nicht unbedingt Segelwetter, denn der Wind wollte wieder nicht so richtig kommen. Axel und ich haben die Zeit dennoch genossen, denn wir haben den ganzen Tag genutzt und unsere Bücher weitergelesen und uns die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Kurz vor Ende der Tour meinte unser Skipper dann wieder „Schaut euch den Katamaran dort an, wie langsam der Unterwegs ist. Wir können nun die Segel setzen und genauso schnell unterwegs sein oder weiter unter Motor fahren.“. Eine Zeitlang sind wir dann noch unter Motor gefahren, bis dann doch noch ein wenig Wind aufkam und wir die Segel setzten.

Gegen 16:30 Uhr kamen wir dann in Soeby an, ein kleines Dörfchen auf Aeroe, welches aber auch einen Fährhafen hat. Das besondere aber an dieser Fähre ist, dass sie rein elektrisch fährt. Das scheint ein EU gefördertes Projekt zu sein, was aber, wie es scheint, erfolgreich ist. Auch heute haben wir nach dem Essen einen kleinen Spaziergang durch das Dorf gemacht und mit erstaunen festgestellt, das wirklich in jedem Garten mindestens ein Obstbaum stand und das die Äpfel und Birnen schon reif waren und die Bäume reichlich trugen. Unsere Mitsegler, die auch einen Spaziergang gemacht haben, haben sogar von Feigen berichtet. Das Klima scheint hier oben also gut, wenn ich sogar besser als bei uns, zu sein.

 

 

Morgen ist dann unser letzter Segeltag und es geht nach Hoeruphav. Dort sollten wir dann gegen Mittag ankommen, Abends nach dem Essen geht es dann weiter nach Flensburg, denn wir wollten die Ansteuerung nach Flensburg gerne Nachts machen um die verschiedenen Ansteuerungstonnen und -lichter zu sehen.

 

August 2020: Siebter Tag von Tunoe nach Nyborg (55 sm)

Heute sollte es eigentlich wieder pünktlich um 9:00 Uhr losgehen. Wir saßen schon alle am gedeckten Tisch und zwei von uns waren aufgebrochen, um frische Brötchen zu holen, da fing es an so dolle zu regnen, dass es richtig Blasen auf dem Wasser schlug. Als wir die Hoffnung schon fast aufgegeben hatten, kamen die beiden wieder. Allerdings ohne Brötchen. Der Regen war einfach zu stark gewesen. Also ging es etwas verspätet und ohne frische Brötchen los Richtung Nyborg.

Angesagt war, dass wir keinen Wind haben werden. Daher waren wir alle auf einen Tag unter Motor eingestellt. Gott sei Dank kam es doch etwas anders und wir konnten kurz nach dem Ablegen die Segel setzen. Das Wetter war bewölkt aber trocken und wir kamen gut voran.

Gegen Mittag verließ uns der Wind wieder, aber bereit den Motor wieder an zu machen waren wir noch nicht. Irgendwann mussten wir uns dann die Frage stellen, ob wir weiter unter Segel fahren wollten und erst gegen Mitternacht anzukommen oder doch das sonore Brummen des Motors zu ertragen. Also wurden die Segel wieder runter genommen und der Motor angeschmissen. Um die Zeit gut zu nutzen, begonnen ein paar von uns schon mal mit dem Abendessen. Es sollte alles an Gemüse verwertet und zu einem guten Eintopf verkocht werden. Immerhin kamen wir zum Ende unseres Segeltörns und so mussten die Reste langsam aber sicher verwertet werden.

Am frühen Nachmittag kam die Storebaelt Brücke in Sicht und unser Skipper meldete per Funk unsere Durchquerung an. Am 17:40 Uhr war es dann soweit und wir passierten eine der eindrucksvollsten Brücken Europas, die den gesamten großen Belt überspannt und Fünen und Seeland miteinander verbindet. Nach der Durchquerung kam wieder etwas Wind auf und es stellte sich erneut die Frage „Segel setzen oder weiter mit dem Motor fahren?“. Der Wind kam ungünstig genau aus der Richtung, in die wir mussten, was basierend auf den Erfahrungen der letzten Tage irre viel Kreuzen und arge Schräglage bedeutet hätte. So kam es dann das erste Mal auf dem Törn zu Lagerbildung mit zwei unterschiedlichen Ansichten. Die einen wollten eine der letzten Chancen nutzen zu segeln. Die anderen wollten den lecker duftenden Eintopf nicht riskieren und wollten noch vor Sonnenuntergang ankommen. Wir diskutierten also und kamen zu dem Schluss, die 2 Stunden (die es noch per Motor dauerte) einfach weiter unter Motor zu fahren. Die Entscheidung fiel nicht bei allen auf Gegenliebe… waren wir doch schließlich zum Segeln hier. Das Wetter klarte aber auf und so schien die Sonne uns den Weg nach Nyborg.

Gegen 19:30 Uhr machten wir dann im Stadthafen von Nyborg fest. Wie auch in den anderen Häfen merkte man auch hier, dass es bereits Nebensaison ist, denn es war wieder mal leer und fast alle Geschäfte geschlossen. Nur ein Marineschiff von Dänemark lag am Steg und deren Motor surrte leise vor sich hin. Nach dem Festmachen und auf der Suche nach dem Automaten für die Hafengebühr, entdeckten wir dann Teile der Marinemannschaft beim Eisessen in dem kleinen Hafenbistro.

Axel und ich entschieden uns, nach dem Essen dort auch noch ein Eis zu essen und, obwohl wir ein mittleres Softeis bestellten, bekamen wir ein Eis bei dem wir uns nicht ausmalen wollten, wie die große Variante aussehen mochte. Wir schlenderten also mit dem Eis durch die Stadt und kamen an einigen Kneipen und Karaoke-Bars vorbei. In eine wurden wir fast eingeladen, aber da wir bei dänischen Schlagern nicht textsicher sind, sind wir schnell weitergelaufen. Am Ende hatten wir beide dann von unserem Eis Bauchschmerzen, aber gelohnt hatte es sich trotzdem.

Nyborg ist ein süßes kleines Städtchen und auch sehr hübsch anzusehen. Viele alte Häuser, die gut zurecht gemacht sind oder gerade renoviert und instandgesetzt werden und in der Hafengegend erinnerten die Mehrfamilienhäuser sehr an die Hamburger Hafencity. Durch das sonnige Wetter, war der Himmel sternenklar und der fast volle Mond strahlte am Himmel und wir saßen noch bis spät draußen und haben uns unterhalten.

Eigentlich wäre genau so eine Nacht optimal für unsere erste Nachtfahr gewesen, aber mal schauen, vielleicht haben wir ja Montag auf Dienstag ähnliches Wetter, denn dann machen wir die nächste Nachtfahrt, rein nach Flensburg.

August 2020: Sechster Tag von Grenaa nach Tunoe (36 sm)

Heute ging es wieder wie gewohnt um 9:00 Uhr los, nach dem Duschen und einem besonders leckeren Frühstück. Heute wurde Rührei mit Tomaten und Salami gemacht. Genau die richtige Grundlage für den Segeltag. Da Axel und ich, nach der Anholt Überfahrt ein bisschen Schiss hatten, haben wir heute leichte Reisetabletten eingeworfen und so ging es los.

Eigentlich hatten wir geplant, dass wir wieder nach Samsoe segeln, doch andere Segler, die wir schon auf Anholt getroffen hatten, hatten uns von einer kleinen Insel neben Samsoe erzählt und das es ein Geheimtipp wäre. Wir haben somit unseren Plan abgeändert und den Kurs Richtung Tunoe gesetzt. Die Insel ist sehr klein und wenn man sie komplett einmal umrundet sind das gerade mal 8 km.

Der Segeltag war heute recht unspektakulär. Der Wind war stabil bei 4-5 Windstärken und kam aus Osten und somit fuhren wir den ganzen Tag einen Halbwindkurs. Am Anfang mussten wir noch ein paar Wenden fahren, um an der Landmasse vorbeizukommen, aber danach gab es keine Änderung mehr an der Segelstellung, bis wir kurz vor dem Ziel waren. Das Wetter war allerdings wenig segelfreudlich. Es war zwar die meiste Zeit nur bewölkt, aber trotzdem nicht so, dass man den ganzen Tag gerne draußen saß. Beim Anlegen in Tunoe hat es dann auch noch angefangen zu regnen. Als das Anlegemanöver allerdings fertig war, war auch der Regen wieder vorbei.

Der Hafen ist sehr klein und eher flach, so das wir uns in dem vorderen Teil des Hafens mit unserem Schiff anlegen mussten. Der Hafen ist wirklich leer, auch hier merkt man die Nebensaison. Als wir aber angekommen waren, wurden gerade Pavillons aufgebaut und nochmal reine gemacht. Es stellte sich heraus, dass bald die Fähre ankäme mit einem Haufen Läufer für den Lauf „Rund Tunoe“. Heute war auch der erste Tag in diesem Ostseeurlaub, bei dem wir in den Genuss von frischem Fisch kamen, denn wir hatten uns für 18 Uhr einen Tisch in dem hiesigen Hafen-Fischrestaurant reserviert. Der Abend war sehr schön, wir haben viel gelacht und der frische Fisch hat sagenhaft geschmeckt.

Morgen soll es dann nach Nyborg gehen, wieder ein etwas städtischerer Hafen, in dem wir dann auch mal Wäsche waschen müssen. Bisher sieht die Wettervorhersage leider aber so aus, dass wir den ganzen Tag unter Motor fahren müssen, da kein Wind wehen wird.

August 2020: Fünfter Tag von Anholt nach Grenaa (42 sm)

Heute haben wir uns mal eine Segelauszeit genommen. Nachdem unser Magen noch immer etwas flau war, sind wir heute mit der Fähre nach Grenaa gefahren. Die Fähre hat uns gerade mal 5,53€ gekostet und zwar insgesamt und nicht pro Person. Dafür gab es ein nettes Café an Bord, wo man sich ein Frühstück mit allem was man sich wünschen auch bestellen konnte. Wir haben natürlich voll zugeschlagen und auf der Fahrt gut gefrühstückt, etwas gelesen und die Artikel für diesen Blog nachgeschrieben.

Die drei Stunden waren also gut rumzubekommen. Das Wetter war so lala, es war bewölkt und diesig und eigentlich waren wir echt froh unter Deck auf der bequemen Fähre zu sein. Um 12 Uhr sind wir pünktlich in Grenaa angekommen und erst mal vom Fährhafen zum Yachthafen gelaufen. Wie Fährhäfen es so an sich haben, ist dieser nicht so einladend. Der Yachthafen auf der anderen Seite ist wirklich hübsch. Vor allem im Sommer muss es hier nett sein, wenn alle Geschäfte im Hafen auch wirklich auf haben. Jetzt in der Nebensaison hat alles zu und somit wirkt er etwas trostlos und verlassen.

Wir sind dann in die Stadt geschlendert, nicht bis ganz in die Altstadt, denn das wären mehr als 3 km gewesen, aber in Hafennähe die Straßen erkundet. Dort haben wir dann einen leckeren Bäcker gefunden, den wir, bevor wir ihn gesehen haben schon gerochen haben. Um unseren Mitseglern eine Freude zu machen, haben wir dort direkt etwas Kuchen eingekauft.

Da unsere Mitsegler gegen 9 Uhr starten wollten, haben wir fest damit gerechnet, dass sie nach 5-6 Stunden, also gegen 15 Uhr ankommen müssten. Also sind wir gegen 15 Uhr wieder Richtung Hafen aufgebrochen, um die Hafengebühr schon mal zu entrichten, die Sanitäranlagen auszukundschaften und unsere Segler in Empfang zu nehmen. Nur war dort noch niemand.

Daher haben wir uns irgendwann in das Seglerheim zurückgezogen und dort gewartet, unterbrochen von ein paar Streifzügen durch den Hafen. Gegen 17 Uhr sah man dann am Horizont ein paar Segelschiffe auftauchen. Bei den ersten Vier wurden wir enttäuscht und erst das Fünfte und Letzte waren dann endlich unsere Mitsegler und um 17:30 Uhr konnten wir sie endlich wieder in Empfang nehmen. Axel in seiner Manier hatte schon einen kompletten Plan fertig, was wir machen würden, wenn sie heute nicht mehr ankommen würden. Das Hotel in Hafennähe war schon ausgesucht, das Restaurant inklusive Gericht ebenfalls und die beste Route zurück nach Flensburg. Immer gut einen Plan B zu haben.

Wie gesagt, sie sind am Ende ja doch noch angekommen und haben sich auch über den Kuchen gefreut. Die Tour hat heute so lange gedauert, weil sie wohl, um den Windpark herum gefahren sind und dann sehr viel Kreuzen mussten. Außerdem sind sie deutlich später gestartet als geplant, weil einer unserer Mitsegler pünktlich zum Ablegen nochmal Duschen gegangen ist 🙂

Morgen wird wieder ein normaler Segeltag, auch für uns, und es geht am 9 Uhr wieder Richtung Samsoe, aber diesmal in einen anderer Hafen auf der westlichen Seite der Insel.

August 2020: Vierter Tag von Ebeltoft nach Anholt (65 sm)

So nah können die Hölle auf Erden und das Paradies zusammenliegen. Aber von vorne…

Wie schon angedroht, klingelte der Wecker um 2:30 Uhr, aber durch die Aufregung konnten Axel und ich sowieso nicht so gut schlafen. Außerdem hat uns der pfeifende Wind und der starke Regen ebenfalls vom Schlafen abgehalten. Das einzige was uns die ganze Nacht durch den Kopf schoss war „Was das wohl wird… erste Nachtfahrt und dann so ein scheiß Wetter. “ Hätten wir zu diesem Zeit gewusst wie schlimm es wird, wären wir wohl nicht aufgestanden 🙂

Wir hatten uns ja bereits am Abend zuvor alles zurecht gelegt, so das wir wirklich nur in unser Ölzeug schlüpfen mussten und bereit zum Ablegen waren. Die Nacht war wirklich schaurig. Es war stockdunkel, es goss wie aus Kübeln und durch die geschlossene, dunkelgraue Wolkendecke gab es weder Sterne noch Mond. Das Ablegemanöver verlief aber reibungslos und fast schon automatisch. Ich war auf dem Vordeck und habe die Vorleine und Vorspring gelöst, Axel wurde ans Ruder gestellt und die anderen machten die Fänder und die Achterleine und Achterspring klar.

Während ich also auf dem Vordeck noch die Leinen klarierte, fuhren wir langsam auf die Hafenausfahrt zu. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mit mir und meinen Leinen so viel zu tun, dass ich mir nichts dabei dachte, als wir nicht Richtung Ausfahrt abbogen, sondern in Richung Fischereihafen weiter fuhren, der flacher war als der Sportboothafen. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass unser Skipper einen großen Bogen raus aus dem Hafen fahren will. Plötzlich stand das Schiff mit einem Ruck und ich bin auf den Hosenboden gefallen. Kontne gerade noch so mich und die Leinen am Seezaun festhielt. Wir saßen also im Schlick fest… War doch nicht richtig, dass wir an der Ausfahrt vorbeigefahren sind. Insgeheim habe ich mich schon verflucht, dass ich nichts gesagt habe, als hinten auch schon das Gezeter losging. Der Rückfährtsgang wurde eingelegt und wir bewegten uns, Gott sei Dank, wieder zurück. War also außer Stolz nichts verletzt worden oder kaputt gegangen.

Was geschehen war? Wie gesagt, wurde Axel ans Ruder gestellt und der Skipper war mit den Worten „Fahr mal aus dem Hafen raus und dreh auf 330“ unter Deck verschwunden. Nachdem noch bei keiner der drei Kompassanzeigen Licht eingeschaltet war, hat Axel nach bestem Wissen auf die Ausfahrt zugehalten. Links voraus erschienen auch rotes und grünes Feuer, aber durch die pechschwarze Nacht und komplett fehlende Molenbeleuchtung sah es so aus, als wäre zwischen den Feuern noch eine raus gezogene Spundwand, um die man herumfahren musste. Also ist Axel langsam weitergefahren, in der Hoffnung, dass sich eine Lücke auftun würde. Was in der Nach so aussah, wie eine Kaimauer, konnten wir bis jetzt noch nicht klären. Nachdem wir also wieder frei waren (und mittlerweile auch die Kompassanzeigen zu sehen waren), war klar, wo wir lang mussten und konnten unseren Weg in die Nacht fortsetzen. Was für ein sch… Start in unsere erste Nachtfahrt!

Aus dem Hafen raus blies dann der Wind mit soviel Druck wie noch nie in diesem Urlaub. Es erinnerte uns extrem an die Tour vor vier Jahren auf der Hermes. Da es direkt vor dem Hafen eine sehr flache Stelle gibt, sind wir erst mal ein Stück mit dem Motor gefahren und haben die Richtfeuer im Auge behalten. Das sind im Fall von Ebeltoft zwei grüne Feuer, eins unten in der Stadt und eins etwas höher welche direkt übereinander liegen müssen, damit man sicher im Fahrwasser ist.

Als wir dann ein drei Farben Richtfeuer erreicht hatten, welches je nachdem wie man auf dieses zufährt (oder eben von wegfährt) grün, weiß oder rot ist, erreicht hatten haben wir die Segel gesetzt. Unser Skipper hatte uns zuvor verkündet, dass wir die Genua und das Groß im 2. Reff setzen. Bei diesem Gedanken ist uns schon etwas mulmig geworden, denn es waren mindestens 7 Windstärken und in den Böen entsprechend mehr. Als wir dann die auf ca. 1/3 gereffte Genua draußen hatten und schon mit 6 Knoten unterwegs waren, meinte unser Skipper dann doch dass das reicht und wir nicht mehr brauchten. Glück gehabt.

Neben dem vielen Wind hatten wir auch einiges an Welle die uns durch die Gegend schaukelten. Gerade beim wegfahren von dem drei Farben Richtfeuer hat man das gemerkt. Von unserem Navigator unter Deck, kam die Ansage das wir 180° fahren sollten, dass Richtfeuer zeigte aber rot, was hieß das wir weiter nach Backbord mussten. Erst bei einem Kurs von 120° kamen wir langsam in den weißen Bereich des Richtfeuers. 60° Abweichung zwischen gemessenem Kurs (GPS) und angelegtem Kurs (Kompassanzeige) ist irre viel und vermittelt vielleicht einen Eindruck, wie stark die Wellen waren, die uns so weit zur Sete warfen, dass wir mit den 60° dagegen halten mussten. Gemerkt hat man das auch, jedes Mal, wenn wir eine Wende gefahren sind und man durch das Jaulen des Windes und den Bewegungen des Bootes darauf schloss irre schnell unterwegs zu sein, doch wenn man auf die Logge schaute zeigte diese nur magere 1,2 Knoten über Grund an. Das heißt die Wellen haben uns knapp 4,5 Knoten „geklaut“.

Während wir also versuchten aus dem Ebeltoft Vig raus zu kommen, wurde mir durch die Welle und wohl auch der Dunkelheit geschuldet, so schlecht, dass ich mir das alles nochmal durch den Kopf gehen ließ und die Fische fütterte. Es wurde und wurde nicht mehr besser. Als dann langsam (ca. 1,5 h später) die Sonne aufging, nutze ich eine kurze „Wellen-Pause“ und verschwand schnell unter Decke ins Bett. Axel war mittlerweile auch durchgefrohren. Seekrank war er zwar noch nicht, es war ihm aber klar, dass nicht mehr viel fehlt. Da er aber gesehen hatte, wie schlecht es mir ging, hat er sich kurzerhand dazu entschlossen mit nach vorne in unsere Dreieckskabine zu kommen und nach mir zu sehen. Nach wenigen Minuten war es aber dann auch bei ihm vorbei. Schwindel, das massive Stampfen und Schaukeln des Schiffs und ein rebellierender Magen verbanden sich und führten zum ewohnten Wunsch nach einem schnellen Ableben 😉 Dort verbrachten wir dann den restlichen Törn (ganze 9 Stunden!), mit geschlossenen Augen (denn nur so kann man der Seekrankheit wirklich trotzen) und fragten uns die ganze Zeit, wie man sich so etwas antun kann und dann auch noch Geld dafür bezalt?!? Was stimmte denn mit uns nicht? Kurzfristig kamen auch Gedanken hoch, ob es vielleicht Zeit für ein anderes Hobby wird. Zum Glück konnten wir uns trotz geschlossenen Augen unterhalten. Ansonsten wären die 9 Stunden noch viel länger geworden, als sie so schon waren.

Nach einer geschätzten Ewigkeit wurde plötzlich der Motor angeschmissen und wir hatten schon die leise Hoffnung, dass wir bereits angekommen sind. Ein kurzer Blick auf die Uhr (es waren erst 5 Stunden vergangen) und Google Maps machte die Hoffnung schnell zu Nichte. Und so lagen wir nicht nur mit geschlossenen Augen in unserer immer stickiger werdenden Koje, sondern durften nun auch noch dem dröhnenden Motor lauschen. Zudem waren die Wellen natürlich immer noch da, jetzt gab es aber kein stabilisierendes Segel mehr und wir flogen in unserer Bugkabine umher, wie in der Achterbahn. Manchmal tauchte der Bug (und damit unser Bett) gut und gerne 2 Meter unter uns weg in die Tiefe und wir fielen hinterher. So müssen sich Parabelflüge anfühlen, mit kurzen Momenten der Schwerelosigkeit. Sicherlich, eigentlich nicht schlecht… wenn man nicht seekrank ist und am liebsten einfach nur anhalten und „rechts ran“ fahren möchte.

Wie gesagt, hatten wir wenigstens uns und konnten uns, wenn wir beide wach waren unterhalten. Sonst wäre man sicher auch noch an Vereinsamung in den 9 Stunden gestorben. Man hatte auf jeden Fall mal wieder viel Zeit über alles nachzudenken, ohne das man sich mit Handy, Computer oder Buch abgelenkt hat. Man muss ja mal versuchen etwas positives aus der Tatsache zu ziehen…

Irgendwann wurden die Wellen weniger und die Drehzahl des Motors ging runter. Das war diesmal das sichere Zeichen: Wir waren angekommen! Gegen 14 Uhr nach 11 Stunden Hölle, waren wir im Paradies angekommen, denn so präsentierte sich Anholt. Es war sonnig und warm und es wehte nur eine leichte Brise. Hätte man sich nicht gefühlt, als hätte man die ganze Nacht durchgezecht und es mit dem Alkohol arg übertrieben, hätte man es sicher noch mehr genießen können, aber auch so war es sehr schön.

Axel und ich sind erst mal wieder unseren typischen Gang angetreten und haben die Hafengebühr bezahlt, damit wir Landstrom auf dem Boot bekamen. Dann haben wir uns Brötchen geschmiert und sind dann zum Strand, der einfach nur zum Baden einlud. Das Wasser war zwar eisig, aber einfach perfekt nach so einer Fahrt. Sogar Axel, der ja ein ausgewiesener Frostköttel ist, konnte sich dazu hinreißen lassen bis zu den Knien ins Wasser zu gehen. Für den nach 9 Stunden Liegen und Seekrankheit am Boden liegenden Kreislauf war das genau das Richtige. Und die warme Dusche danach brachte die restlichen Lebensgeister zurück.

Anschließend, nachdem man sich fast wieder wie ein Mensch fühlte, haben wir einen kleinen Spaziergang über Anholt unternommen und den Ausblick genossen. Da bereits Nebensaison ist, ist es sehr leer auf der Insel. Was wir aber eher angenehm finden. Wir haben uns dann noch ein bisschen in die Dünen gelegt, dort war die Sonne angenehm warm und man war etwas Windgeschützt, so dass wir noch ein kleines Nickerchen gemacht haben, bis es an der Zeit war das Abend essen vorzubereiten. Heute sollte gegrillt werden, was man auf Anholt ganz vorzüglich kann, da der Hafen Gasgrills zur Verfügung stellt. (einschließlich kostenlosem Gas!). So saßen wir dann bis Abends und haben den Tag ausklingen lassen.

Nachdem neben Axel und mir auch Dirk, Johannes, Peggy und Werner seekrank waren (oder andersherum: nur unser Skipper und Romana, die die meiste Zeit am Steuer stand, waren alle seekrank), haben wir uns entschieden einen möglichst kurzen und einfach Schlag weg von Anholt machen zu wollen. Da Anholt aber mitten im Kattegat liegt, maximal entfernt von allen Küsten, fiel die Wahl auf Grenaa als nächstes Ziel. Das sind dann ca. 30 sm bei zwar deutlich weniger Wind (3 – 4 Windstärken sind angesagt), aber durch die Windrichtung war davon auszugehen, dass wir wieder Wellen von „schräg hinten“ haben werden, was alles andere als gut für Seekrankheit ist. Da aber auch täglich eine Fähre zwischen Anholt und Grenaa pendelt, haben Axel und ich beschlossen unseren flauen Mägen etwas gutes zu tun und auf einen Segeltag zu verzíchten. Im Internet kauften wir uns also 2 Tickets für zusammen 5,52€. Die Fähre soll am nächsten morgen um 8 Uhr oder 9 Uhr ablegen, da sind wir uns bzw. das Internet sich, nicht so ganz sicher. Also werden wir wieder um 7 Uhr aufstehen und dann zusehen das wir um 8 Uhr am Fähranleger sind. Frühstücken werden wir dann auf der Fähre und den Tag in Grenaa verbringen und auf die anderen warten. Hier noch ein paar Eindrücke von Anholt!

August 2020: Dritter Tag von Ballen auf Samsoe nach Ebeltoft (31 sm)

Heute ging es wieder um 7 Uhr aus den Federn und pünktlich um 9 Uhr wurde, nach dem Duschen und Frühstück, abgelegt. Zum Frühstück hatten wir heute aus dem Supermarkt direkt am Hafen frische Brötchen geholt und für Nachmittags auch ein bisschen süßes Gebäck. Heute sollte es nur ein sehr kurzer Schlag nach Ebeltoft werden. Wir wollten auch recht früh dort ankommen, um noch die Fregatte Jylland zu besichtigen, ein Museumsschiff von dem uns unser Skipper erzählt hat. Er hatte trotz vieler Aufenthalte in Ebeltoft es bisher nie geschafft früh genug für eine Besichtigung anzukommen.

Heute war wirklich der perfekte Segeltag. Es war windig und sonnig, aber dennoch so warm dass man in dem Wind nicht gefroren hat. Die Bedingungen waren also perfekt. Daher gibt es leider von der Strecke gar nicht so unendlich viel zu berichten, außer das auch ich mich mal an das Steuer getraut habe und eine zeitlang uns durch die dänische Südsee gekreuzt habe.

Den restichen Tag lagen Axel und ich auf dem Vordeck in der Sonne und haben einfach nur die Ruhe genossen. Es war endlich mal ein Urlaubstag wie er im Buche steht.

In Ebeltoft angekommen, haben wir zuerst wieder den Hafen erkundet und mussten feststellen, dass es, nicht wie in den anderen Häfen einen Automaten gibt um die Hafengebühren zu bezahlen und Karten zum Duschen zu bekommen, sondern dass es einen Hafenmeister gibt. Dieser hatte natürlich für den Tag schon Feierabend gemacht und so haben wir ihm das Geld einfach in den Briefkasten geworfen und uns damit abgefunden, morgen früh nicht Duschen zu können. Da wir aber eh schon um 3 Uhr morgens aufbrechen wollten, war niemand so richtig enttäuscht.

Den Nachmittag haben wir also damit verbracht die Fregatte Jylland anzuschauen. Es ist eine alte Fregatte die um 1860 vom Stapel gelaufen ist und als Kriegsschiff in der dänischen Marine gedient hat. Sie hat 4 Decks, ist 71 m lang und 13 m breit. Sie ist in ihrer Zeit bis nach Indien gesegelt und hat auch den dänischen König beherbergt. 1906 wurde sie dann zum verschrotten nach Deutschland verkauft, konnte aber kurz bevor es wirklich dazu kam wieder zurückgekauft werden, wurde dann mit Spenden restauriert und wird es bis heute noch. Das Schiff liegt aktuell im Trockendock und wir konnten direkt über dem Kiel durch eine kleine Luke in den Schiffsrumpf eintreten. Anschließend führten Wege und Treppen durch alle Decks. Mit Figuren wurden typische Alltagssituationen nachgestellt. Wirklich toll aufbereitet!  Es ist wirklich ein sehr beeindruckendes Stück Geschichte und unfassbar wie die Leute damals zur See gefahren sind. Kein Vergleich zu der Ausstattung auf modernen Schiffen, aber irgendwie ging es auch so.

Der Abend wurde heute nicht so lang, denn immerhin sollte der Wecker schon um 2:30 Uhr klingeln. Wir wollen so früh aufbrechen, weil wir den langen Schlag nach Anholt vor uns haben und gegen Mittag der Wind einschlafen soll. Dafür soll es den ganzen Tag regnen und der Wind in der Nacht ordentlich blasen. Wir sind gespannt  und etwas aufgeregt auf unser erste Nachtfahrt, wenn es auch „nur“ eine halbe ist.

Um bestmöglich vorbereitet zu sein, haben wir bereits vor dem Schlafengehen alles weggeräumt und das Schiff klar gemacht. Axel und ich haben uns bereit erklärt die erste Schicht zu übernehmen. Das heißt ablegen um 03.00 Uhr und aus der Bucht von Ebeltoft rausfahren bis mindestens 05.00 Uhr. Mit uns haben sich dann noch der Skipper, Romana und Johannes bereit erklärt in den ersten Stunden dabei zu sein.

August 2020: Zweiter Tag von Middelfahrt nach Ballen auf Samsoe (45 sm)

Heute konnten wir schon fast ausschlafen, da wir erst um 9 Uhr Richtung Ballen auf Samoe aufbrechen wollten. Das hieß, dass der Wecker für uns um 7 Uhr klingelte und wir uns auf den Weg Richtung Duschen machten. Unser Skipper hatte es gut mit unserer Gesundheit gemeint und nicht in einer Box direkt bei dem Hafenkontor angelegt, sondern einen Kopfsteg der fast die weiteste Strecke aufwies.

Am Strand von Middelfart trauten sich, selbst zu den frühen Stunden, schon die ersten Badewütigen in die Fluten, was bei Axel nur zu Kopfschütteln führte. Wir gingen lieber in die beheizten Duschen. Die Duschen in Middelfart kamen uns auch wieder eher entgegen, da diese nicht nach männlein und weiblein getrennt waren, sondern einzelne, kleine Duschräume, ähnlich Familienduschen waren. So brauchten wir unser Duschzeug nicht aufteilen und brauchten auch nur eine Karte zum Duschen.

7 dänische Kronen später waren wir beide frisch geduscht und aufgewärmt (ehrlich gesagt war es nach der Dusche in den Räumen eher etwas zu warm, aber sicher toll wenn man direkt nach dem Segeln dort ankommt). Nach dem Frühstück ging es also los, alles wurde verstaut, die Leinen gelöst und die Fänder eingeholt. Diesmal lief das alles schon deutlich reibungsloser als beim ersten Ablegen in Flensburg und los ging die „wilde“ Fahrt.

Versprochen wurde uns, dass es heute so um die 4-5 Windstärken werden sollten, vielleicht nicht am Start aber sobald wir das Land hinter uns gelassen haben. Also ging es unter Motorkraft raus aus dem Hafen und ab Richtung großen Belt. Es war wirklich idyllisch, wir sahen einige Schweinswale die uns begleiteten und auch ein paar Robben die an uns vorbei schwommen. Dazu schien die Sonne und es war warm genug ,um auf dem Vordeck zu liegen und sich zu unterhalten. Allerdings hatte wohl das Wetter vergessen, dass heute überhaupt Wind sein sollte, denn auch als wir aus dem schützenden Land hervorkamen, war von Wind keine Spur.

Im großen Belt angekommen, sahen wir von hinten (also Westen) wieder eine Regenfront auf uns zukommen. Wir hatten zwar alle keine große Lust wieder nass zu werden, hatten aber die leise Hoffnung, dass der Regen auch wieder Wind bringt. So wie es gestern ja auch schon war. Leider passierte auch dies nicht, allerdings wurden wir auch nicht nass, denn der Regen ergoss sich nur über das Land und es zogen nur dicke Wolken über uns hinweg.

Es kam also wie es kommen musste, nach einem sehr windigen Tag gestern mit viel Segeln hatten wir heute einen ganzen Tag unter Motor vor uns. Nur gut dass wir doch nicht zu dem großen Schlag gen Schweden aufgebrochen sind sondern „nur“ nach Samsoe, sonst wäre dieser Fakt noch deutlich frustrierender gewesen und die Überfahrt hätte sicher den Rest des Urlaubs gedauert…

Für uns das spannendste war, dass bei den wenigen Windstärken die herrschten unser Skipper sich bereit erklärte den Spi rauszuholen und anzuschlagen. Das war für uns in sofern spannend, als das wir noch nie Spi gesegelt sind. Also erstmal den goßen Spi Sack unter unserem Bett hervor gewuchtet und eine kurze Einweisung erhalten. Den Spibaum angebracht und die Falle an den Spi und schon ging es los. Es war ein riesiger Spi in bunten Farben. Er brachte uns zwar nicht soviel Geschwindigkeit, weil einfach nur sehr wenig Wind war, aber immerhin wurde so für eine kurze Zeit das dröhnen des Motors unterbrochen.

Nach der Spifahrt kam uns dann ein Schiff der dänischen Kriegsmarine entgegen, welches Dirk, einer unserer Mitsegler, mit den Worten „Die haben sicher eine super Kantine an Bord“ entern wollte. Wir konnten ihn gerade so von diesem Plan abbringen und kamen somit unbehelligt in Ballen auf Samsoe an. Dieses begrüßte uns, wie schon 4 Jahre zuvor mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Wir machten neben einem Schiff an, welches „Ernst Moritz“ aber von uns allen nur „Ernest Mority“ genannt wurde, weil es so verschlungen geschrieben war, dass es beim ersten Mal einfach falsch gelesen wurde. Wir waren uns aber alle darin einig, dass sich unser Name deutlich besser anhörte und somit blieb er bestehen. An Bord der „Ernest Mority“ waren 3 englisch sprechende Männer, die wohl eigentlich an einer Regatta hätten teilnehmen wollen. Da diese aber auf Grund von Corona ausgefallen war, hatten sie das Boot dennoch genommen und machten nun Urlaub zu dritt.

Sie waren auch im vollen Urlaubsmodus, denn kurz nach uns kam ein kleines Boot an, mit vermeintlich drei blonden Däninnen die von den drei Männern lautstark begrüßt und eingeladen wurde. Nur wenig später stellte sich raus, das eines der blonden Frauen ein blonder Mann war. Tat der Feierlaune der sechs aber keinen Abbruch und so wurde noch mit spät in die Nacht auf der „Ernest Mority“ Party gemacht.

Da wir heute schon gegen 17:30 Uhr angekommen sind, sind Axel und ich noch etwas durch Ballen spazieren gegangen. Vor 4 Jahren hatten wir das irgendwie versäumt, mussten aber feststellen, dass Ballen ein wirklich schöner Ort ist mit alten Häusern, die aber toll zurecht gemacht wurden und neueren Häusern, die sich aber toll eingliedern. Wir haben auch mal den Zeh in die Ostsee gehalten. Ein paar unserer Mitsegler waren da mutiger und sind direkt Schwimmen gegangen, meinten aber auch, dass es nicht so kalt war sie es am Anfang schien.

Am nächsten Tag soll es nach Ebeltoft gehen. Es sind wieder 4-5 Windstärken angesagt, aber da dies heute auch der Fall war, werden wir mal sehen wie es kommt.

August 2020: Erster Tag von Flensburg nach Middelfahrt (65 sm)

Um 05.30 Uhr klingelte „endlich“ der Wecker. Warum „endlich“? Naja, die erste Nacht an Bord ist immer extrem unruhig: neue Umgebung, fremde Geräusche und die Aufregung, was in den kommenden Tagen in unserem kleinen Abenteuer wieder passieren wird. Obwohl es noch mitten in der Nacht (trotz September war das noch vor Sonnenaufgang) war, hat uns die Aufregung schnell aus dem Bett geholt. Es war tolles Segelwetter angekündigt: ca. 5 Windstärken raumer bis achterlicher Wind und knapp 20 Grad. Die Sanitäranlagen in Flensburg sind gut und als wir vom Duschen zurück waren, hatten unsere Mitsegler bereits das Frühstück auf dem Tisch stehen. Vielen Dank dafür, sollte sich jemand von Euch auf unseren Blog verirren 😉

Nachdem wir dann noch eine zweite Einweisung von unserem Skipper Daniel bzgl. der Außenanlagen der EASY GO bekommen hatten, waren gegen 08.00 Uhr wirklich alle so weit und wir konnten mit unserem ersten gemeinsamen Manöver, dem Ablegen beginnen. Wie nicht wirklich anders zu erwarten, funktionierte das Zusammenspiel nicht gleich reibungslos… „plötzlich“ waren alle Leinen los und die EASY GO löste sich vom Kopfsteg. War zwar in der B-Note eine 6, aber das Ziel war erreicht. Über uns war eine blaue Zone und um uns herum lag viel Wasser in Form von Regen in der Luft. Kaum waren wir aus dem Stadthafen raus, fing es auch schon mit dem Regen an… Da wir ja alle mittlerweile alte Hasen sind, hatten wir den Tag bereits in unserem Ölzeug begonnen, weshalb das nicht wirklich schlimm war. Der Wind war, wie angekündigt und unsere EASY GO legte sich unter Genua und Großsegel ordentlich ins Zeug und auf Amwindkursen auch gerne mal ein Stückchen auf die Seite.

Nachdem wir ca. 30 Minuten auf dem Wasser waren zog das wunderschöne Regattafeld des  „Robbe & Berking Sterling Cup“s bestehend aus 12mR Yachten  an uns vorbei.

Alle haben ihre Handies gezückt und wild drauf los fotografiert.

Das Wetter zog sich immer weiter zu. Trotzdem hatten alle Spaß, da sich unser Boot durchaus sportlich segeln ließ. Leider hatte keiner ein Auge auf die weit hinter uns fahrenden Boote. Ansonsten hätten wir vielleicht die Auswirkungen des Böenkragen gesehen, der wenige Minuten später in unser voll gesetztes Groß und die Genua rein rauschte. Unsere EASY GO hat sich daraufhin arg auf die Seite gelegt und die Segler, die gerade in der Plicht saßen standen plötzlich alle auf den Rückenlehnen, um sich abzustützen. Unsere Steuerfrau Romana hatte aber alles im Griff und segelte uns stabil auf Kurs während wir anderen alle Hände damit zu tun hatten die Segel so einzustellen, dass wir wieder aufrechter in Fahrt kamen. Nach ein paar recht hektischen und aufregenden Minuten war das Naturschauspiel schon wieder vorbei und wir konnten uns von dem Schreck erholen.

In Sonderburg mussten wir eine kurze Pause einlegen von ca. 15 Minuten, um auf das Öffnen der Brücke zu warten, um anschließend den Alssund raus fahren zu können. Unser Mitsegler Dirk entdeckte während der Pause einen Hotdog-Stand nur wenige Meter vom Anleger entfernt und beschloss, dass genug Zeit für eine Bestellung sei. Als dann schon die Leinen nicht mehr auf der Klampe lage, sondern in der Hand gehalten wurden, um in den nächsten Minuten ablegen zu können, kam auch Dirk mit einem extrem lecker aussehenden Hotdog in der Hand und über das ganze Gesicht strahlend zurück an Bord. Wir legten ab, die Brücke ging auf und weiter ging die Fahrt.

Durch die fehlenden Stunden Schlaf der letzten Nacht und den ständigen Regen mit eher tiefen Temperaturen, haben Lisa und ich uns dann entschlossen uns im Bett aufzuwärmen und ein paar Stunden Schlaf nachzuholen. Als wir wieder an Deck kamen, waren wir schon fast im kleinen Belt. Das Wetter wurde besser, die Regenschauer kürzer und gelegentlich kam sogar die Sonne raus. Es war immer noch toller Wind und wir kamen schnell voran. Gegen 21:00 Uhr kamen wir in Middelfahrt an. Wir fanden einen ruhigen Liegeplatz, Lisa und Romana zauberten ein extrem leckeres Curry.

Am nächsten Tag sollte bereits der lange Schlag von mindestens 36 Stunden (also über eine Nacht) nach Mastrand anstehen. Nach einem Blick auf die Wetterkarten, begann eine Diskussion zwischen der Crew und wir entschieden am Ende, dass wir bei den Bedingungen nicht am zweiten Tag den langen schlag machen wollen. Das bedeutet zwar, dass Lisa und ich es wieder nicht in die schwedischen Scheren schaffen, aber es war sicher die bessere Entscheidung. Es wäre schon extrem anstrengen zwei mal hintereinander so einen Ritt zu machen und am Ende soll es ja Urlaub sein 😉

Um kurz nach Mitternacht fielen dann alle in ihre Kojen. Der erste Tag war geschafft und obwohl sich 65 sm nicht unbedingt nach viel anhört, hat es zwar wirklich wieder Spaß gemacht auf der Ostsee unterwegs zu sein, es war aber auch echt anstrengend. Morgen geht es weiter nach Ballen auf der Insel Samsoe. Start ist „später“, um 09.00 Uhr wollen wir wieder auf dem Wasser sein.

 

August 2020: Anfahrt nach Flensburg (343 km)

Hallo zusammen… es geht bei uns wieder los 😉 Nachdem die erste Jahreshälfte (dank Corona) seglertechnisch ein Totalausfall war, hatten Lisa und ich uns entschlossen Ende August auf einen 10-tätigen Segeltörn zu gehen, wieder beim Anbieter Schoennicke Skippeream, bei dem wir unsere erste Kojencharter bereits gebucht hatten. Der Plan ist es, von Flensburg aus, an der Ostküste Dänemarks Richtung Norden zu segeln, um dann durchs Kategatt in die schwedischen Schären zu kommen. Da wir nur 10 Tage Zeit für Hinreise + Umschauen + Rückreise haben, werden es viele Lange Schläge und auch mindestens einem Schlag über 36 Stunden. Falls sich jemand erinnert, hatten wir 2016 schon einmal genau diese Route vor, wobei wir damals 14 Tage dafür Zeit hatten. Mal sehen, ob diesmal Wind und Wetter das Vorhaben möglich machen oder wir wieder kurzfristig alle Pläne über Bord werfen müssen.

Am Vorabend unserer Reise lag alles, was wir laut unserer Packliste von 2016 für solch einen Trip brauchen, wieder auf den Gässtebetten und wartete in unsere Seesäcke gestopft zu werden. Wir haben uns diesmal dafür entschieden mit dem eigenen Auto nach Flensburg zu fahren. Unser Kombi war mit Seesäcken, Bettwäsche und dem ganzen Elektronikkrams ordentlich gefüllt.

Um möglichst früh auf dem Schiff zu sein und bei der Belegung der Kojen mit abstimmen zu können, sind wir Samstag morgen um 09.00 Uhr in Richtung Flensburg aufgebrochen. Die Autobahnen waren schön frei und selbst Hamburg hat uns nicht aufhalten können. Wie angepeilt kamen wir ca. 14.00 Uhr in Flensburg an, haben unsere Sachen ins Schiff verstaut und anschließen mit unseren Mitseglern den bevorstehenden Einkauf für 8 Personen und ca. 10 Tage geplant. Nachdem die Liste fertig war, wurde aus jeder Kabine ein Mitsegler ausgewählt ud die Vier traten die Reise zu ortsansässigen REWE an (aus unserer Kabine hat sich Lisa geopfert). 5 Einkaufswagen und 600 € später, war unser Kombi diesmal so voll, dass zwei der Mitsegler zu Fuß zurück zum Hafen laufen mussten.

Unser Schiff ist die „EASY GO„, eine Salona 44 mit (oh Wunder) einer Länge von 44 Fuss und maximal 8 Schlafplätzen, die bei diesem Törn auch komplett ausgebucht waren. Es wird also kuschelig…

Nachdem auch der Proviant verstaut war, hat unser Skipper noch die obligatorische Sicherheitseinweisung auf uns los gelassen und wir sind zum Kennenlernen zusammen zu einem sehr leckeren, italischen Restaurant gegangen. Anschließend wurde noch der morgige Tag besprochen und  die erste Nacht auf dem Schiff verbracht.Unsere Mitsegler machen alle einen sehr netten Eindruck! Mal gespannt, wie die erste Woche abläuft, in der man ja (wie immer) ganz klassisch durch alle Phasen des Teambuildigs rauschen wird. Da wir morgen, am ersten Tag,  gleich mit einem großen Schlag von 65 Seemeilen starten wollten, hieß es um 06.00 Uhr „Aufstehen“, damit alle um 08.00 Uhr segel bereit waren. Mal sehen, wie es morgen losgeht 😉

Hier noch eine kleine Impression, wie schön der Flensburger Hafen bei Nacht angeleuchtet wird. Trotz Corona konnte man in einigen Bars bereits (mit Abstand) feiernde Menschen sehen und Musik hören.

P.S.: Bitte nicht wundern. Bei unseren letzten Törns haben wir die Berichte immer versucht am gleichen Abend noch zu veröffentlichen. Da wir gleich am ersten Tag einen Schlag geplant haben, bei dem wir, wenn alles glatt läuft von 08.00 Uhr bis 22.00 Uhr unterwegs sein werden, werden wir die ersten Berichte mit ein paar Tage Verzug online stellen.

September 2018: Tag sechs von Sonderburg zurück zur Charterbasis (24 sm)

Heute stand leider die letzte Segeletappe für diesen Törn an: die Rückfahrt vom Yachthafen Sonderburg in die Flensburger Förde zu Niro Petersen, bei dem die Charterbasis von Mola betrieben wird. Entgegen dem normalen Ablauf hatten wir uns heute entschieden zuerst zu segeln und anschließend das Coaching zu machen, da der Wetterbericht nur Wind in der ersten Tageshälfte prophezeit hat. Das restliche Wetter versprach sehr schön zu werden. wenige Wolken, blauer Himmel und 3 bis 4 Windstärken Wind.

Nachdem das Anlegemanöver am gestrigen Abend ausbaufähig war, wollten wir uns heute mehr Mühe geben und dachten ausgiebig über verschiedene Möglichkeiten nach Jörg „Leinenzauber“ (mit Hilfe von Leinen zwischen Yacht und Steg zusammen mit dem Schiffsmotor das Schiff in verschiedene Richtungen zu drehen/ schieben) anzuwenden. Da wir Wind von Backbord hatten, entschieden wir uns Vorleine und Achterleine immer wieder fest zu belegen und dann das Schiff mit rückwärts laufender Maschine aus der Box zu fahren. Das Ergebnis war ein perfektes Ablegemanöver 😉 Unser Skipper wollte gerne noch im Yachthafen von Sonderburg tanken, als wir jedoch sahen, dass bereits ein Schiff an der Tankstelle festgemacht hatte, entschieden wir uns an der Charterbasis zu tanken.

Der folgende Segeltrip wurde zu einem der Schönsten des ganzen Törns. Da die übrigen Crewmitglieder keinen Wert darauf legten sich ans Steuer zu stellen, hatte ich die Gelegenheit den letzten Tag die Jenna zu führen. Lisa ging an die Karte und wies mir die Richtung, um mit möglichst wenig Schlägen (nötige „Umwege“, da man nicht direkt gegen den Wind segeln kann) die Flensburger Förde entlang zu segeln. Als wir schließlich bei Niro Petersen ankamen, mussten wir feststellen, dass die Tankstelle am Wochenende geschlossen hatte. Ein sehr merkwürdiger Umstand, da Charterboote klassischer Weise am Samstag zurückgegeben werden und von den Crews vollgetankt werden müssen… Der Hafenmeister der Charterbasis gab uns aber den Tipp, uns erstmal fest zu machen und Abends in den gegenüberliegenden Hafen zum Tanken zu fahren, da gerade eine lange Schlange von wartenden Charterbooten (laut seiner Erfahrung) an der Tankstellen stehen würden. Also machten wir fest und fingen an die Jenna aufzuräumen.

Kurz vor 20.00 Uhr legten wir dann nochmal ab, um im gegenüberliegenden Hafen zu tanken. Auch hier lag bereits ein Schiff an der Tankstelle und wir entschieden uns im Hafen kreisend zu warten. Als wir an der Reihe waren brauchten wir nur 25 Liter Diesel nachtanken, da wir nur selten den Motor haben laufen lassen. Kurz bevor wir wieder die Leinen loswerfen wollten, sahen wir eine sehr große Wetterfront knapp über uns mit einer ausgeprägten Unwetterwalze. Also machten wir so schnell wir konnten, warfen uns ein letztes Mal in unsere Regenklamotten und Jörg legte den Gashebel unserer Jenna weiter auf den Tisch, als sonst. Schon während der kurzen Überfahrt kamen erste Tropfen und der Böenkragen fegte über uns hinweg. Das folgende Anlegemanöver wurde zwar sportlicher als üblich, aber dank der letzten Woche konnte unsere Crew zeigen, dass sie zu einem Team zusammengewachsen war und alles lief glatt.

Nun stand die Abendverpflegung an und wie üblich, entschieden wir uns am letzten Abend zusammen essen zu gehen. Jörg kannte eine schöne Location in Flensburg, das Grisou. Nachdem wir endlich Parkplätze gefunden hatten, gab es wirklich ein leckeres Abendessen noch aus unserer Bordkasse. Der Abend wurde abgeschlossen mit einer ausgiebigen Feedbackrunde zur letzten Woche mit dem Hauptaugenmerk auf die Idee Coaching auf dem Boot als dauerhaftes Konzept zu übernehmen. Quintessenz war, dass die Idee grundsätzlich immer noch gut ist, allerdings noch ein bisschen Arbeit in die Konzeption und ein paar Änderungen nötig sind.

So, jetzt steht die letzte Nach an Board der Jenna für 2018 an (keine möchte ausschließen, dass wir nochmal wieder kommen, da uns die Yacht super gefallen hat!). Morgen früh klingelt um 07:15 Uhr der Wecker, da das Boot bis 10.00 Uhr komplett leer und besenrein übergeben werden muss.

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