Heute steht der bislang längste Schlag bis in den Stadthafen von Kopenhagen an. Aus diesem Grund klingelte der Wecker wieder um 06.00 Uhr (geplante Ankunft gegen 18.30 Uhr). Beim allmorgendlichen Brötchenkauf haben wir diesmal ein Schleppangelset gekauft, nachdem wir gestern herausgefunden haben, dass eins unserer Crewmitglieder begeisterter Angler ist.  Nach dem Frühstück hat die eine Hälfte der Crew die Vorräte an Wasser und Frühstücksutensilien aufgestockt, während die andere Hälfte die Kutterfock gegen die Genua (deutlich größeres Vorsegel) getauscht hat, da der Wetterbericht deutlich schwächere Winde von 3 bis 4 Windstärken vorausgesagt hat. Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, konnten wir Klintholm verlassen. Auch nach einer Übernachtung blieb der Charme dieses Hafens mir irgendwie verborgen. Wir freuen uns jedenfalls auf Kopenhagen!

Die erste Hälfte des Tages schien zwar die Sonne und es war so warm, dass man sich auf dem Vordeck in die Sonne legen und lesen konnte, aber leider gab es nur 1 – 2 Windstärken. Da wir heute, wie gesagt einige Seemeilen zurücklegen mussten und wir Bedenken hatten, zu spät in Kopenhagen einzulaufen, haben wir uns dafür entschieden die Genua zur Stabilisierung zu setzen und dann mit Hilfe des Motors für Geschwindigkeit zu sorgen. Nachts in einer Großstadt einzulaufen ist weniger schön, wenn man das Revier nicht kennt, denn es besteht immer die Gefahr grüne und rote Leuchtfeuer mit Ampeln zu verwechseln 😉 . Immerhin konnten wir uns dann um unser neu erworbenes Angelequipment kümmern, in der Hoffnung heute Abend selbst gefangenes Essen zu verspeisen. Optisches Tageshighlight waren die Kreidefelsen, an denen wir vorbeigesegelt sind.

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In der zweiten Tageshälfte frischte der Wind merklich auf 3 – 4 Windstärken auf und wir konnten das erste mal alle Segel ohne Reffs setzen (Groß und Genua). Das Resultat war wirklich beeindruckend! Laut GPS waren wir mit 8,8 Knoten unterwegs, was bei unserer Yacht schon mehr war, als die maximale Rumpfgeschwindigkeit. Ohne den Seegang und Sturm der letzten Tage war es wirklich ein traumhaftes Reisen. Da wir sehr entspannt unterwegs waren, konnte ich dem Skipper helfen ein paar Reparaturen am Schiff durchzuführen. Die Verbindung zwischen Großsegel und Mast war an einer Stelle gebrochen. Die Segellatte hatte ihren Mastrutscher verloren. Nach kurzer Suche in der „Schraubenkiste“, die man anscheinend auf jedem Schiff mitführen muss, haben wir einen Schäkel gefunden, den wir mit zwei Muttern gesichert haben und der bis jetzt einen guten Job macht. Mal sehen, ob es bis zum Ende hält. Außerdem gab unsere Logge (Geschwindigkeitsmessinstrument, eigentlich ein kleines Schaufelrad, welches an der tiefsten Stelle im Rumpf sitzt und die Wassergeschwindigkeit anzeigt, mit der das Wasser unter dem Schiff durchströmt) immer mal wieder den Geist auf. Kurzer Hand wurden ein paar Bodenbretter aufgenommen und schon war die Sicht auf die Logge frei. Dabei handelte es sich um ein kurzes Rohr, was von innen durch die Außenhaut des Schiffes gesteckt war. Wie gesagt, das Rohr steckte an der tiefsten Stelle des Schiffes! Und um es zu reparieren mussten wir es aus seinem Loch ziehen. Der Skipper drückte mir dann einen Holzstopfen in die Hand mit den Worten: „Wenn ich die Logge rausziehe, musst Du schnell den Stopfen in das Loch drücken, aus dem das Wasser sprudelt.“ Irgendwie kam es mir so vor, als würden wir den Stöpsel aus einer Badewanne ziehen. Und letzten Endes war es das dann auch. Der Stopfen hielt und als wir das Rohr in der Hand hatten, konnte man das Problem sehen. Kleine Muscheln hatten sich im und um das Rädchen angesiedelt. Mit einem kleinen Messer konnten wir alles säubern und haben das Rohr wieder an seinen Platz zurück geschoben. Laut dem Skipper ist es bei Segelbooten normal, dass immer irgend etwas kaputt geht und man neben einem guten Segler auch ein guter Techniker sein sollte/muss. Ehrlich gesagt hat mir das Arbeiten am Schiff wirklich Spaß gemacht und ich freue mich schon darauf, wenn ich mit Lisa unser erstes eigenes Kajütboot habe, dass in Stand gehalten werden muss.

Kurz vor Kopenhagen teilten wir uns mehr und mehr das Fahrwasser mit gigantisch Container- und Kreuzfahrtschiffen.

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Ab diesem Moment mussten sich unsere Navigatoren und Steuerleute konzentrieren, um uns sicher nach Kopenhagen hinein zu bringen. In Kopenhagen haben wir eine „alte Bekannte“ wiedergesehen. An der „Boje Nr. 1“ lag die Yacht der königlichen Familie, die wir am Anfang unserer Reise in Sonderburg fotografiert haben.

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Und, eigentlich wie jeden Abend, schlug kurz vor Ende des Tages das Wetter um. Es regnete wie aus Eimern und innerhalb von Minuten war das sonnige Feeling des Segeltages vergessen. Der Stadthafen von Kopenhagen war unglaublich voll. Wobei wir uns unter „Stadthafen“ auch ehrlich gesagt etwas anderes vorgestellt hatten. Eigentlich reden wir hier von Kanälen mitten in der Stadt in der links und rechts Schiffe aneinander liegen. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir endlich ein Päckchen gefunden haben, an das wir uns als drittes Schiff anlegen konnten. Hier mal ein Bild, dass ihr euch vorstellen könnt, wie das hier aussieht:

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Theoretisch müsste man so weit in das Foto hereinzoomen können, dass man uns auf der linken Seite sehen müsste (irgendwo ganz hinten). Die Sanitäranlagen bestehen hier aus Hausbooten, die im Kanal liegen mit Vollplastikduschen und Schiffstoiletten (Besonderheit: benutztes Toiletten darf nicht mit ins Klo, sondern muss in einem verschlossenen Eimer gesammelt werden…). Leider nicht das, was wir von einem Innenstadthafen erwartet haben. Morgen hat sich die Crew dazu entschlossen einen Hafentag einzulegen, um sich Kopenhagen anschauen zu können. Wir hoffen, dass das Wetter besser sein wird und sich Kopenhagen von seiner schönen Seite zeigt. Wir sind wieder einmal echt müde und hauen uns ins Bett. Bis morgen!

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