Kurzer Nachtrag zu gestern: Wir hatten einen tierischen Begleiter. Plötzlich tauchte ein Schweinswal vor uns auf, der dann ein paar Kreise um unser Schiff zog und dann verschwunden ist. Ein Foto war leider nicht möglich, weil wir es nicht geschafft haben das nächste Auftauchen richtig vorher zu sagen…

Und jetzt zu heute. Erstmal die (aus meiner Sicht) beste Nachricht: Die Schmerztropfen, zusammen mit den Wärmepflastern haben ein Wunder bewirkt. Ich kann mich schmerzfrei bewegen! Klar, ich habe immer noch eine leichte Verspannung an der Stelle, aber es ist fast wie neu 😛

Gestern Abend haben wir festgestellt, dass uns langsam die Vorräte an Nahrungsmittel ausgehen. Zum Glück gibt es in Hundested auch einen Aldi (Nord-Nord???), der aber leider erst um 08.00 Uhr öffnet. Also mussten wir unsere zuerst auf 07.00 Uhr geplante Abreise auf 09.00 Uhr schieben. Heute stand einer der längsten Tagestrips auf die Insel Samsoe an und die Wettervorhersage hat zwar was von Sonnenschein, aber leider auch von nur 3 Windstärken berichtet. Als wir dann nach dem Frühstück abgelegt haben, sah es auch wirklich nach einem traumhaften Segeltag aus. Der Wind war gut (sogar 4 – 5 Windstärken) und es war sonnig und fast wolkenlos. Leider änderte sich das Wetter relativ schnell und es wurde wieder grau in grau mit gelegentlichem Regen. Auch der Wind frischte auf, so dass wir unsere Segel reffen (Segelfläche verkleinern, um sie dem Wind anzupassen) mussten.

Kurze Zeit später fiel unseren Navigatoren auf, dass wir uns schnurstraks auf Schießgebiete der Dänischen Marine zubewegen und eigentlich mitten durch fahren wollten. Sofort wurde der Horizont nach Kriegsschiffen abgesucht und wie der Zufall es wollte sahen wir auch einen echten Trümmer von Kriegsschiff (leider konnten wir die Kennung nicht sehen und konnten es daher nicht googeln). Das Kriegsschiff war ewig weit von uns entfernt, donnerte aber mit erschreckender Geschwindigkeit ein paar mal den Horizont entlang. Plötzlich hörten wir unseren Lautsprecher des Funkgerätes mit einer furchtbar schlecht verständlichen „dänisch-englisch“-Ansage: „security security … warship absalon for all stations all stations… performing life fireing action in area EK R 19. please leave the area between 1300 till 1600 local time. warship absalon standing standing by at channel 16 and 96“. Kurze Zeit später hörten die gleiche Ansage auch noch vom warship Inscha. Es war also eine lustige Übung am Laufen und die angesprochene „EK R 19“ konnten wir auf den Karten nicht finden… Kurze Zeit später wurden wir dann auch noch mehrfach von tief fliegenden Drohnen überflogen und hörten, wie andere Yachten gezielt angerufen wurden. Wenn wir uns nicht verhört haben, dann meinten sie uns aber nicht.  Wir haben also einen direkten Kurs raus aus allen Schießgebieten und alles an Segeln gesetzt, was wir setzen konnten. Wenig später hörten wir dann die ersten Serien von dumpfen Donnerschlägen in weiter Ferne. Das „rumgeballer“ zog sich bis in die frühen Abendstunden und es ist wirklich erschreckend, dass die die Schläge mehr spürt, als wirklich hört.

Nachdem wir das Schießgebiet verlassen hatten fuhren wir eine ganze Zeit lang parallel zu den Haupt Schifffahrtsrouten und sahen wieder gigantische Schiffe an uns vorbeiziehen.

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Kurze Zeit später klarte der Himmel auf und die versprochene Sonne kam zum Vorschein. Leider kam da auch der Wind nahezu gänzlich zum Erliegen… und da wir ja heute noch eine große Strecke zurücklegen mussten, entscheiden wir uns unter Motor weiter zu fahren. Man mochte es kaum glauben, aber so ganz ohne Wind wurde es sogar so warm, dass man sich zum Sonnen auf das Vordeck legen und lesen konnte. Die Dänische Südsee ist ein extrem reizvolles Segelrevier mit vielen kleineren Inseln, die im richtigen Licht einfach sagenhaft schön aussehen und zumindest Lisa und mir erklären, warum Seefahrt etwas romantisches sein kann (ich konnte die Insel leider nicht weiter ran holen mit der Handycam).

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Gegen 18.00 Uhr kamen wir bei bestem Wetter, blauem Himmel und starker Sonne in Ballen an. Lisa und ich sind wie immer los gelaufen, um die Hafengebühr zu bezahlen und die örtlichen Begebenheiten auszuloten. Und wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich steif und fest behauptet im Mittelmeer gelandet zu sein.

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Der Hafen ist wirklich schön und hat alles, was man braucht. Unsere Smutjes haben als Tagesabschluss ein super leckeres Risotto gezaubert, dass die ganze Crew dann unter freiem Himmel in der Plicht gegessen hat.

Ach ja, noch eine kleine lustigere Anekdote:
Unsere Logge (Geschwindigkeitsmesser) ist ja defekt und unser Skipper will sich einfach nicht damit zufrieden geben. Deshalb hat er heute Abend wieder das Ding aus dem Rumpf gezogen. Lisa und ich saßen direkt daneben und haben diese Zeilen geschrieben. Als wir dann dieses gluggernde Geräusch vom einströmenden Wasser, das Ächzen des Skippers, der versuchte das Loch mit einem Holzstopfen zu schließen, und anschließend den Satz „Erwin, kannst Du bitte die Bilgenpumpe anschalten, ich kriege das Loch nicht dicht?“ hörten, erwiderte unser Schweitzer Erwin nur trocken „Spielt unser Skipper wieder Schiffeversenken?“. Wir haben mehr als herzhaft gelacht. Am Ende der Geschichte war das Loch wieder zu, die Logge immer noch kaputt, aber alle waren fröhlich. Ist schon eine super zusammengewachsene Crew! Bis morgen.

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