Unser Segel-Blog

Erfahrungsberichte unserer Segelleidenschaft

Kategorie: Mit dem „Skipperteam“ auf der Ostsee (2016) (Seite 1 von 2)

Tag dreizehn (letzter Tag) von Sonderborg nach Flensburg (25 sm)

Unser letzter Tag hat mal wieder um 7:00 Uhr morgens begonnen. Wir packten also ein letztes Mal unsere Duschsachen und machten uns auf den Weg zu den Duschen. Ähnlich zu Kopenhagen, befanden sich auch diese wieder in einiger Entfernung zum Boot in einem Container. Gott sei Dank aber nicht ganz so schlecht, luden aber natürlich auch nicht zum Verweilen ein. Nach dem Frühstück baten wir dann die Holländer, die sich Abends noch an uns ans Päckchen gelegt hatten, dass sie uns rauslassen.

Johannes, unser Skipper, hatte mich schon gestern gefragt, ob ich mal ablegen wolle, hatte es aber dort verneint. Heute fragte er wieder und ich wollte es eigentlich wieder verneinen, aber sowohl Johannes als auch Axel wollten ein Nein diesmal nicht akzeptieren. Also machte ich mich auf an den Ruderstand und entschied mich für das Ablegemanöver „Eindampfen in die Achterspring“. Das bedeutet, dass man so ablegt das der Bug sich quasi von alleine raus dreht und man dann nur noch nach vorne Gas geben muss. Also alles total easy 😉

Naja, gesagt getan. Die anderen Mitsegler eingeteilt und sie an meinem Plan teilhaben lassen und dann abgelegt, wie ich es in der SBF See Prüfung gelernt habe. Johannes und die anderen waren zumindest ziemlich beeindruckt, so sehr sogar das ich später am Tag nochmal „ausparken“ durfte. Dazu aber später. Noch ein letzter Blick auf die ‚Live your Dream“ (kennt ihr vielleicht noch aus dem Bericht von gestern):

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Wind hatten wir heute absolut keinen und so sind wir die letzten 25 sm nach Flensburg nur mit dem Motor gefahren. Es war also eine sehr ruhige und ereignislose Fahrt mit einer spiegelglatten See. So ereignislos sogar,  dass ein Teil der Crew schon mit den ersten Instandsetzungsarbeiten begonnen haben. Die Lazy Jacks (Vorrichtung um die Segel am Baum automatisch beim herunterlassen zu verpacken)  mussten noch zum Schneider, da ein paar Halterungen ausgerissen waren. Dafür mussten sie aber erstmal vom Baum gelöst werden.

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In Flensburg angekommen mussten wir noch zur Tankstelle und eben zum Schneider, die sich aber einen Steg teilten und wir dort dann ca. 45 Minuten Aufenthalt hatten, während die Lazy Jacks repariert wurden. Johannes bat mich anschließend wieder abzulegen. Diesmal mit dem Manöver „Eindampfen in die Vorspring“ entspricht quasi einem Rückwärts ausparken. Leider war alles ein bisschen eng und zu allem Überfluss kam ich beim Rückwärts fahren mit dem Ruder durcheinander so das Johannes eingreifen musste, bevor ich das eventuell den Steg angebufft hätte. Er meinte trotzdem, dass ich es gar nicht so schlecht gemacht habe. Anscheinend haben das auch nicht alle mitbekommen, dass ich so gepatzt habe 🙂

Nachdem wir dann endgültig angelegt haben, haben Axel und ich erstmal unsere Sachen zum Auto gebracht und mussten dabei feststellen, dass wir 3 Knöllchen von je 10 € am Auto hatten. 🙁 Im Vergleich zu dem anderen Parkplatz mit 39 €/Woche immer noch günstig, aber dennoch ärgerlich, vor allem weil nicht ersichtlich war, dass er Parkplatz überhaupt kostenpflichtig ist. Zum Abschied sind wir dann an der Promenade noch mit der ganzen Crew etwas Essen gegangen bevor wir uns alle verabschiedet und auf den Weg nach Braunschweig gemacht haben. So gingen 2 Wochen am Ende doch sehr schnell vorbei und es war ein komisches Gefühl die anderen, mit denen man auf so engem Raum so viel Zeit verbracht hat zu verlassen.

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Wir hatten Glück und nur bei Soltau hatten wir auf der A7 etwas stockenden Verkehr. Gegen 21 Uhr waren wir dann in Braunschweig, haben nur noch unsere Kissen und den Kulturbeutel aus dem Auto mitgenommen und sind in unser Bett gefallen. Morgen früh wird erstmal ordentlich ausgeschlafen und dann werden wir uns noch an einen abschließenden „Fazit-Bericht“ setzen. Bis dann!

Tag zwölf von Mittelfart nach Sonderborg (45 sm)

Heute wird der Bericht relativ kurz und vergleichsweise unspektakulär. Nach dem Duschen sind Axel und ich nochmal schnell Wasser und Brötchen einkaufen gegangen. Leider hat sich Axel was seinen Rücken angeht zu früh zu viel zugemutet und beim Wasserschleppen wieder verhoben… armer Engel.

Somit hat Axel heute einen Großteil der Fahrt unter Deck im Bett verbracht und hat Musik gehört, gelesen und gefaulenzt. Ich hingegen hab den ersten Teil der Fahrt oben in der Sonne verbracht und habe auch etwas gelesen und natürlich, wie immer, beim Segeln geholfen. Wobei auch heute zunächst auch nicht soo viel Wind war.

Ich habe mich dann aber gegen Elf auch zu Axel ins Bett verkrümelt, da ich in den letzten Nächte nicht wirklich schlafen konnte und ich entsprechend übermüdet war.  Gegen 14 Uhr bin ich dann wieder aufgestanden und hab mich um die Verpflegung der Crew gekümmert, hab mein Gesicht wieder gezeigt und hab mich direkt danach wieder ins Bett gelegt und weiter geschlafen. Urlaub! 🙂 Wir haben aber gemerkt, anhand der Schieflage und dem Geglugger, das wir recht zügig unterwegs sein mussten.

Bei der Einfahrt in den Sund von Sonderborg wurde ich dann wieder geweckt, weil Hilfe beim Segel bergen gefragt war. Da das Wetter recht schön war, hab ich den Rest auf Deck verbracht und die Aussicht genossen. Obwohl wir den Weg schon am ersten Tag hinter uns gebracht hatten (natürlich in entgegengesetzter Richtung), erschien es heute in einem ganz anderen Licht und wirkte deutlich einladender und idyllischer.

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In Sonderborg angekommen, mussten wir uns an ein anderes Schiff festmachen. Wie sich raus gestellt hat, ist es das Boot von Olaf Oosterman (http://www.liveyourdreamteam.org/), einem Segler mit einer absolut packenden Geschichte, der sich aber mit seiner Krankheit nicht abgefunden hat bzw. abfindet und nun auch anderen mit chronischen Krankheiten Mut machen will. Nachdem er uns beim Anlegemanöver geholfen hatte, konnten wir uns eine Zeit lang mit ihm unterhalten und dabei hat er uns seine Geschichte und die seines Bootes erzählt. Das Boot mit dem er jetzt unterwegs ist, der ‚Live your Dream‘, hat er selber über knapp 8 Jahre (über 2000 Stunden Arbeit) gebaut und hatte während dessen 4 schwere Herz-OPs bei denen nie klar war, ob er sie überlebt. Um das Boot fertigzustellen, war er auf Spenden angewiesen, da seine Sponsoren ihm aber kein Geld spenden konnten, wurde Material gespendet, damit er sein Boot zu Ende bauen kann. Nun will er nächstes bzw. übernächstes Jahr bei der härtesten Segelregatta mitmachen, dem Volvo Ocean Race. Er engagiert sich auch außerhalb des Segelns und veranstaltet auch zum Beispiel Radrennen.

Anschließend sind wir dann in die Stadt bzw. zum Schloss von Sonderborg gegangen, wo eine Oldtimer Ausstellung stattfand. Es gab sogar einen Käfer mit Brezelfenster!

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Wie schon gestern angekündigt, haben wir heute unseren Kreis Rund Seeland und Rund Fünen geschlossen. Morgen ist unser letzter kurzer Segeltag mit ca. 25 sm und der Heimreise nach Braunschweig.

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Bis morgen!

Tag elf von Ballen auf Samsoe nach Mittelfart (48 sm)

Das Wetter war heute, wie schon gestern, ein Traum. Wir hatten den gesamten Tag nicht eine Wolke am Himmel (die Schäfchenwolken am Horizont zählen nicht) und den gesamten Tag super schönes Sommerwetter. Leider hatten wir das gleiche Problem wie gestern Nachmittag, nämlich keinen bzw. kaum Wind.

Wir sind also die erste Hälfte des Tages super entspannt über das weite Meer geschippert, haben uns in der Sonne geaalt, gelesen, uns unterhalten und man konnte fast von Sommerurlaub reden 😉 Bis unser Skipper uns ‚rüde‘ aus der Idylle riss und uns sagte, wenn wir so langsam weiter fahren sind wir erst um 23:00 Uhr am Ziel. Also schmissen wir kurzerhand den Motor an, holten die Segel runter und fuhren eben unter Getöse weiter. Bis auf den gestiegenen Lärmpegel änderte sich aber nichts an Bord. Alle lasen, schliefen oder faulenzten. Bis auf den Rudergänger natürlich, der musste darauf achten den Kurs einzuhalten, aber auch der Job war heute eher langweilig, denn es ging immer geradeaus und es kam keine Wellen die das Schiff irgendwie versetzen konnten. Deswegen wurde der Job regelmäßig abgewechselt und der Kelch ging natürlich auch nicht an Axel oder mir vorbei. Rundum ein herrlicher Tag!

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Plötzlich wurden wir alle aus unserer Stasis gerissen, als plötzlich ein grüner Wasserball am Horizont auftauchte, den wir zuerst fälschlich für einen verlorenen Fender (Gummipuffer, den Boote an die Seite binden, wenn sie anlegen) hielten. Nach kurzer Crewberatung wurde entschieden dem „Treiben“ ein Ende zu bereiten und ein ‚Ball über Bord‘-Manöver zu fahren. Unser Skipper hatte zwar seine Zweifel, ob und wie wir den Ball an Bord nehmen könnten, aber wieder hat es unsere Erfahrung vom Jollensegeln letztendlich gerichtet. Axel hat mit dem dicken Pott ein klassisches „Boje-über-Bord-Manöver“ gefahren und ich konnte den Ball über die Badeplattform aufnehmen. Nun hat er ein neues Leben als Boots-Crewmitglied-Ball. 🙂

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In Mittelfart angekommen wurde der Tag erst spannend, erst fuhren wir mal wieder durch eine imposante Brücke hindurch und dann brauchten wir 3 Anläufe um eine „passende“ Box zu finden, in die wir reinpassten bzw. die uns gefiel. Beim letzten Versuch haben wir es einfach gemacht und eine gewählt, die etwas überdimensioniert für unser Schiff ist, aber wir hatten die Schnauze voll für Hafenkino gesorgt zu haben und wollten endlich ankommen 🙂 Bernadette, die Frau unseres Skippers hat es vor dem letzten Versuch treffend zusammengefasst: „Die haben jetzt schon drei Filme gesehen (bezogen auf das Hafenkino) und das Reicht!“

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Die Marina in Mittelfart könnte man, im Vergleich zu unseren bisherigen Marinas eher als Schickeria bezeichnen. Viele Motorjachten mit Inhabern in Leinenhosen und Polo-Shirt und der passenden Ray Ben auf der Nase. Passend dazu natürlich auch ein Café wo ein kleiner Cappuccino umgerechnet 5€ kostet und der Kellner eindeutig einen Sitzen hatte.

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Jetzt gibt es wie jeden Abend gleich etwas leckeres zu essen und dann geht es ins Betti, damit wir morgen weiter Richtung Flensburg kommen. Mit dem angenehmen Effekt, dass sich dann morgen der Kreis unserer Tour schließt und wir somit Rund um Seeland und Rund um Fünen gefahren sind. 🙂

Bis morgen!

Tag zehn von Hundested nach Ballen auf Samsoe (59 sm)

Kurzer Nachtrag zu gestern: Wir hatten einen tierischen Begleiter. Plötzlich tauchte ein Schweinswal vor uns auf, der dann ein paar Kreise um unser Schiff zog und dann verschwunden ist. Ein Foto war leider nicht möglich, weil wir es nicht geschafft haben das nächste Auftauchen richtig vorher zu sagen…

Und jetzt zu heute. Erstmal die (aus meiner Sicht) beste Nachricht: Die Schmerztropfen, zusammen mit den Wärmepflastern haben ein Wunder bewirkt. Ich kann mich schmerzfrei bewegen! Klar, ich habe immer noch eine leichte Verspannung an der Stelle, aber es ist fast wie neu 😛

Gestern Abend haben wir festgestellt, dass uns langsam die Vorräte an Nahrungsmittel ausgehen. Zum Glück gibt es in Hundested auch einen Aldi (Nord-Nord???), der aber leider erst um 08.00 Uhr öffnet. Also mussten wir unsere zuerst auf 07.00 Uhr geplante Abreise auf 09.00 Uhr schieben. Heute stand einer der längsten Tagestrips auf die Insel Samsoe an und die Wettervorhersage hat zwar was von Sonnenschein, aber leider auch von nur 3 Windstärken berichtet. Als wir dann nach dem Frühstück abgelegt haben, sah es auch wirklich nach einem traumhaften Segeltag aus. Der Wind war gut (sogar 4 – 5 Windstärken) und es war sonnig und fast wolkenlos. Leider änderte sich das Wetter relativ schnell und es wurde wieder grau in grau mit gelegentlichem Regen. Auch der Wind frischte auf, so dass wir unsere Segel reffen (Segelfläche verkleinern, um sie dem Wind anzupassen) mussten.

Kurze Zeit später fiel unseren Navigatoren auf, dass wir uns schnurstraks auf Schießgebiete der Dänischen Marine zubewegen und eigentlich mitten durch fahren wollten. Sofort wurde der Horizont nach Kriegsschiffen abgesucht und wie der Zufall es wollte sahen wir auch einen echten Trümmer von Kriegsschiff (leider konnten wir die Kennung nicht sehen und konnten es daher nicht googeln). Das Kriegsschiff war ewig weit von uns entfernt, donnerte aber mit erschreckender Geschwindigkeit ein paar mal den Horizont entlang. Plötzlich hörten wir unseren Lautsprecher des Funkgerätes mit einer furchtbar schlecht verständlichen „dänisch-englisch“-Ansage: „security security … warship absalon for all stations all stations… performing life fireing action in area EK R 19. please leave the area between 1300 till 1600 local time. warship absalon standing standing by at channel 16 and 96“. Kurze Zeit später hörten die gleiche Ansage auch noch vom warship Inscha. Es war also eine lustige Übung am Laufen und die angesprochene „EK R 19“ konnten wir auf den Karten nicht finden… Kurze Zeit später wurden wir dann auch noch mehrfach von tief fliegenden Drohnen überflogen und hörten, wie andere Yachten gezielt angerufen wurden. Wenn wir uns nicht verhört haben, dann meinten sie uns aber nicht.  Wir haben also einen direkten Kurs raus aus allen Schießgebieten und alles an Segeln gesetzt, was wir setzen konnten. Wenig später hörten wir dann die ersten Serien von dumpfen Donnerschlägen in weiter Ferne. Das „rumgeballer“ zog sich bis in die frühen Abendstunden und es ist wirklich erschreckend, dass die die Schläge mehr spürt, als wirklich hört.

Nachdem wir das Schießgebiet verlassen hatten fuhren wir eine ganze Zeit lang parallel zu den Haupt Schifffahrtsrouten und sahen wieder gigantische Schiffe an uns vorbeiziehen.

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Kurze Zeit später klarte der Himmel auf und die versprochene Sonne kam zum Vorschein. Leider kam da auch der Wind nahezu gänzlich zum Erliegen… und da wir ja heute noch eine große Strecke zurücklegen mussten, entscheiden wir uns unter Motor weiter zu fahren. Man mochte es kaum glauben, aber so ganz ohne Wind wurde es sogar so warm, dass man sich zum Sonnen auf das Vordeck legen und lesen konnte. Die Dänische Südsee ist ein extrem reizvolles Segelrevier mit vielen kleineren Inseln, die im richtigen Licht einfach sagenhaft schön aussehen und zumindest Lisa und mir erklären, warum Seefahrt etwas romantisches sein kann (ich konnte die Insel leider nicht weiter ran holen mit der Handycam).

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Gegen 18.00 Uhr kamen wir bei bestem Wetter, blauem Himmel und starker Sonne in Ballen an. Lisa und ich sind wie immer los gelaufen, um die Hafengebühr zu bezahlen und die örtlichen Begebenheiten auszuloten. Und wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich steif und fest behauptet im Mittelmeer gelandet zu sein.

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Der Hafen ist wirklich schön und hat alles, was man braucht. Unsere Smutjes haben als Tagesabschluss ein super leckeres Risotto gezaubert, dass die ganze Crew dann unter freiem Himmel in der Plicht gegessen hat.

Ach ja, noch eine kleine lustigere Anekdote:
Unsere Logge (Geschwindigkeitsmesser) ist ja defekt und unser Skipper will sich einfach nicht damit zufrieden geben. Deshalb hat er heute Abend wieder das Ding aus dem Rumpf gezogen. Lisa und ich saßen direkt daneben und haben diese Zeilen geschrieben. Als wir dann dieses gluggernde Geräusch vom einströmenden Wasser, das Ächzen des Skippers, der versuchte das Loch mit einem Holzstopfen zu schließen, und anschließend den Satz „Erwin, kannst Du bitte die Bilgenpumpe anschalten, ich kriege das Loch nicht dicht?“ hörten, erwiderte unser Schweitzer Erwin nur trocken „Spielt unser Skipper wieder Schiffeversenken?“. Wir haben mehr als herzhaft gelacht. Am Ende der Geschichte war das Loch wieder zu, die Logge immer noch kaputt, aber alle waren fröhlich. Ist schon eine super zusammengewachsene Crew! Bis morgen.

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Tag neun Helsingoer nach Hundested (44 sm)

Heute liegt es mal an mir, Lisa, einen Beitrag zu schreiben. Denn dank eines Schiefhales (Blockade inklusive schwerer Schmerzen im Brustwirbelbereich) hat Axel heute weite Streckend er Tour nur schlafend und unter Drogen unter Deck verbracht.

Das wichtigste zuerst, heute ist der Geburtstag meiner großen Schwester. Also hab ich sie heute natürlich pflichtbewusst angerufen. Aber nochmal auf diesem Wege: Alles Gute zum Geburtstag, Sissi! 🙂 (ich hoffe Du liest den Blog!)

Nach dem wir heute morgen geduscht, gefrühstückt und den weiteren Plan besprochen hatten, sind wir nochmal in die Innenstadt von Helsingoer gepilgert, um Therma Care Pflaster für den Rücken zu holen. Zum Glück hatte ein anderes Crewmitglied starke Schmerztropfen im Gepäck, wonach es Axel dann auch erst mal gut genug ging, um das Ablegemanöver im Hafen zu fahren und Kurs auf Hundested zu nehmen. Die Wetterverhältnisse waren heute ein absoluter Traum! Es war blauer Himmel mit vereinzelten Schäfchenwolken und schön warm. Leider war aber auch nicht so wahnsinnig viel Wind. Anscheinend kann man nicht alles haben. Zu allem Überfluss mussten wir auch gegen den Wind ankreuzen, da der Wind aus der Richtung kam in die wir eigentlich wollen. Daher war das Motto heute „Höhe, Höhe, Höhe!“. Ich kann nicht zählen, wie oft ich das heute in meiner Aufgabe als Navigator gefordert habe 🙂

Nach etwa zwei Stunden kreuzen hat sich Axel, obwohl er absolut in seinem Element war, dann bis zum Anlegemanöver eingemummelt in eine Decke unter Deck im Saloon verkrochen. Unter des bot sich mir die volle Schönheit der nördlichen Seelandküste. Schöne bewaldete Steilklippen aus Sand mit Strandabschnitten und tollen Häusern. Das Wetter hat sein übriges getan und alles noch toller wirken lassen. Vielleicht war es auch die Euphorie einen Tag zu erleben, an dem es nicht regnet und man mal nicht nass wird. 🙂

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Leider mussten wir dem fehlenden bzw. aus der ‚falschen‘ Richtung kommenden Wind Tribut zollen, damit wir eine Chance hatten vor 22:00 Uhr anzukommen und mussten für die letzten 2 Stunden den Motor anwerfen. Gegen 20:00 Uhr sind wir dann im Hafen von Hundested angekommen. Hundested ist ein wirklich hübscher Hafen mit vielen kleinen Restaurants und Cafés und einer beeindruckenden Sandskulptur-Ausstellung. Leider werden wir das Angebot von Hundsted nicht nutzen können, denn als wir ankamen hatte schon alles zu und wenn wir morgen den Hafen verlassen (es ist 05:00 Uhr im Gespräch Oo), wird noch alles um uns herum tief schlafen. Zudem wurden wir soeben mit dem schönsten Sonnenuntergang der bisherigen Tour belohnt.  Gleich wird gegessen und dann geht es ab ins Bett, damit wir morgen den nächsten Segeltag, einen langen Schlag nach Samsoe von fast 70 Seemeilen fit sind.

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Unsere Tour heute. Leider haben wir es etwas zu spät angeschaltet:

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Bis morgen!

Tag acht von Kopenhagen nach Helsingoer (28 sm)

Heute haben wir Kopenhagen und damit auch unsere „Dixi-Dusche“ verlassen, die wir sicher nicht vermissen werden. Zum Abschied habe ich noch ein Foto von unserer „Dixi-Dusche“ gemacht. Es ist der blaue Kasten…

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Zusammen mit einem ganzen Geschwader Sportboote haben wir gemeinsam auf das stündliche öffnen einer Brücke gewartet, um unseren Kanalabschnitt verlassen zu können. Pünktlich um 09:00 Uhr war es dann so weit. Der Anblick zurück auf Kopenhagen war sehr schön und das Wetter deutlich positiver. Eventuell können wir uns doch noch mal vorstellen hier her zurück zu kommen 😉 ?!

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Lisa ist heute Smutje (Verpflegung der Crew) und hat den Großteil des Segeltages unter Deck mit ihrem Kindel verbracht. Ich glaube sie hat heute nach einer guten Woche einen kleinen „Lagerkoller“. Der Abstand tat ihr anscheinend gut, denn gegen Ende des Tages kam sie dann doch wieder zu uns und hatte bessere Laune. Meine Aufgabe heute war „Navigator“ und ich hatte mich entschlossen heute die Sache etwas ernster anzugehen, als noch vor ein paar Tagen. Die heutige Route war zwar nicht unbedingt schwierig zu navigieren, aber alles in allem hat es gut geklappt.

Der Wind kam heute aus WNW (West-Nord-West) und es waren ca. 5-6 Windstärken. Und das Besondere daran ist, dass wir das erste mal am Wind (also den Wind schräg von vorne und damit insgesamt Schräglage und deutlich mehr Optimierungspotentiale) segeln konnten. Da Lisa und ich ja eigentlich Jollensegler sind, hatten wir natürlich heute unseren großen Auftritt und konnten uns am Segeltrimm austoben. Das hat auch erstaunlich gut geklappt! Wir hatten zeitweise 7,5 Knoten, was bei dem Wind und dem Kurs schon ordentlich war. Auch ein kleines Rennen gegen einen anderen Segler auf gleichem Kurs konnten wir für uns entscheiden (wobei fraglich ist, ob der andere auch wusste, dass wir ein Rennen machen 😉 ).

Kurz bevor wir nach Helsingoer kamen, mussten wir das Fahrwasser von Fähren kreuzen, die zwischen Dänemark und Schweden die Autos hin und her schaufelten. Auf einer Wasserlinie fuhren 4 Fähren im ständigen Wechsel. Wir mussten also Kurs und Geschwindigkeit so abstimmen, dass wir sicher zwischen den Fähren durch kamen. Letzten Endes war das jedoch deutlich einfacher, als zuerst vermutet.

Helsingoer ist anscheinend der größte dänische Sporthafen und ist sehr modern eingerichtet. Tolle Sanitäranlagen und eine willkommene Abwechslung zur „Dixi-Dusche“. Vom Flair her erinnert der Hafen stark an Heiligenhafen.Positiv ist, dass hier sehr viele Spaekhugger liegen, ein Schiffstyp, der als erstes eigenes Boot von Lisa und mir in Frage kommt. Optisch sehen sie schon mal sehr schön aus… Zum Glück konnten wir hier unsere Klamotten waschen und trocknen, denn wir hatten nur für 9 Tage Wäsche dabei (auf Schiffen ist immer wenig Platz). Jetzt können wir uns ganz entspannt bis Freitag auf frische Sachen freuen. Morgen geht es nicht ganz so früh weiter. Der Wecker ist auf 07:00 Uhr gestellt. Bis morgen!

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Tag sieben (Bergfest) in Kopenhagen (Hafentag, 0 sm)

Nach den letzten Tagen, an denen wir immer sehr früh aufgestanden sind, haben Lisa und ich den angekündigten Hafentag zuallererst mal zum Ausschlafen missbraucht. Als wir dann doch um 10:00 Uhr aus der Koje gekrabbelt kamen, waren die anderen bereits mit dem Frühstücken fertig und teilweise schon dabei Kopenhagen zu erkunden. Wir haben uns dann auf den Weg zu unserer „Dixi-Dusche“ (ich hatte gestern schon von den schlechten Sanitäranlagen im Kopenhagener Stadthafen berichtet) gemacht, um unseren Hafentag zu beginnen. Abgesehen von der Tatsache, dass wir die Tür zum Duschraum nicht abschließen konnten, weil die Tür gut 4 cm über den Rahmen überlappte, war der Rest zumindest funktionstüchtig (ja, „cold“ und „hot“ haben genau das gemacht, was auf dem anderen Rad stand, aber wer wird denn so pingelig sein…).

Nachdem wir also blitzeblank unsere Handtücher wieder aufs Schiff gebracht haben, haben wir bei Google nachgesehen, wo in unserer Nähe ein gutes Café zum Frühstücken zu finden ist. Zu unserem Glück haben wir keine 40 Meter neben unserem Liegeplatz ein sehr gut Bewertetes gefunden. Das Café hieß „Parterre“ und der Name war Programm. Man saß an einem Tisch und konnte auf Straßenniveau auf liegende Schiffe blicken. Durchaus nicht schlecht! Als Frühstück wurde serviert: Ein Körnerbrötchen, eine Scheibe Körnerbrot, zwei Scheiben Käse, ein Päckchen Butter, ein Croissant, ein Becher Quark (mit Marmelade drin), ein Glas Orangensaft, ein Ei und ein Cappuccino. An sich nichts überaus Besonderes, aber auch kein schlechtes Frühstück. Als wir dann die Rechnung bekamen, standen da 300 Kronen, was ziemlich genau 40 Euro sind. Spätestens dieser Mondpreis hat uns daran erinnert, dass wir in Dänemark und da sogar in der Hauptstadt waren…

Nach dem Frühstück sind wir in einem größeren Bogen durch Kopenhagen gelaufen. Vorbei am botanischen Garten, dem Schloss Rosenborg und einigen kleineren Sehenswürdigkeiten. Das Wetter war bis auf ein paar kleine Nieseleinlagen gut.  Kurz bevor wir gegen 15.30 Uhr zurück am Schiff waren, haben wir uns ein Eis bei „Vaffelbageren“ geholt, einer Eisdiele, die rund um die Uhr voller Menschen war. Das Eis war super lecker und die Kugeln gigantisch groß! Die Waffeln wurden in der Eisdiele von Hand angefertigt und trugen das Logo des Herstellers. Super gemacht. Im Schiff angekommen haben wir den Schlüssel zum Schiff, wie mit den anderen verabredet in der Backskiste mit dem Gas gefunden und haben uns zum Lesen in den Salon gesetzt. Unmittelbar, nachdem wir aufgeschlossen hatten fing es an heftig zu regnen. Alles richtig gemacht! Mit den anderen hatten wir uns für 18.30 Uhr zum gemeinsamen Essengehen verabredet. Nach und nach trudelten dann auch alle ein. Bei der Entscheidung, wo wir essen gehen wollten, viel die Wahl auf ein besonderes Ziel. Wir gingen in ein „Restaurant“ in der „Freistadt Christiania„. Das ist eine geduldete Gemeinde, mitten in Kopenhagen, in der nicht Fotografiert und auch nicht gerannt werden darf! Wer die „Rote Flora“ in Hamburg kennt, kann sich ungefähr vorstellen, wie es da aussah. Mit dem feinen Unterschied, dass Marihuana und Haschisch offen (!!!) auf Tresen zum Kauf angeboten wurde und es überall massiv nach Joints roch. Das erklärt natürlich auch das Fotografierverbot und man kann sich vorstellen, dass plötzliches Rennen eine Panik auslösen könnte. Das Restaurant war auch extrem alternativ… es gab nur vegetarisches Essen und das eher in Körnerform. Und ja, selbst dafür zahlt man in Kopenhagen den stolzen Preis von 18 Euro pro Person.

Wieder auf dem Schiff angekommen, haben wir die Wettervorhersagen geprüft und die kommenden Tage geplant. Anscheinend meinen die Winde es gut mit uns und drehen immer so, dass wir mit raumen Kursen zurück nach Flensburg kommen können. Morgen früh geht es wieder um 06.30 Uhr aus den Federn, weshalb ich an dieser Stelle Schluss machen werde. Bis morgen!

P.S.: Fotos habe ich zwar einige gemacht (außerhalb von Christiania), aber da waren keine so interessanten dabei, als das ich sie hier in den Beitrag einstellen wollen würde.

Tag sechs von Klintholm nach Kopenhagen (67 sm)

Heute steht der bislang längste Schlag bis in den Stadthafen von Kopenhagen an. Aus diesem Grund klingelte der Wecker wieder um 06.00 Uhr (geplante Ankunft gegen 18.30 Uhr). Beim allmorgendlichen Brötchenkauf haben wir diesmal ein Schleppangelset gekauft, nachdem wir gestern herausgefunden haben, dass eins unserer Crewmitglieder begeisterter Angler ist.  Nach dem Frühstück hat die eine Hälfte der Crew die Vorräte an Wasser und Frühstücksutensilien aufgestockt, während die andere Hälfte die Kutterfock gegen die Genua (deutlich größeres Vorsegel) getauscht hat, da der Wetterbericht deutlich schwächere Winde von 3 bis 4 Windstärken vorausgesagt hat. Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, konnten wir Klintholm verlassen. Auch nach einer Übernachtung blieb der Charme dieses Hafens mir irgendwie verborgen. Wir freuen uns jedenfalls auf Kopenhagen!

Die erste Hälfte des Tages schien zwar die Sonne und es war so warm, dass man sich auf dem Vordeck in die Sonne legen und lesen konnte, aber leider gab es nur 1 – 2 Windstärken. Da wir heute, wie gesagt einige Seemeilen zurücklegen mussten und wir Bedenken hatten, zu spät in Kopenhagen einzulaufen, haben wir uns dafür entschieden die Genua zur Stabilisierung zu setzen und dann mit Hilfe des Motors für Geschwindigkeit zu sorgen. Nachts in einer Großstadt einzulaufen ist weniger schön, wenn man das Revier nicht kennt, denn es besteht immer die Gefahr grüne und rote Leuchtfeuer mit Ampeln zu verwechseln 😉 . Immerhin konnten wir uns dann um unser neu erworbenes Angelequipment kümmern, in der Hoffnung heute Abend selbst gefangenes Essen zu verspeisen. Optisches Tageshighlight waren die Kreidefelsen, an denen wir vorbeigesegelt sind.

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In der zweiten Tageshälfte frischte der Wind merklich auf 3 – 4 Windstärken auf und wir konnten das erste mal alle Segel ohne Reffs setzen (Groß und Genua). Das Resultat war wirklich beeindruckend! Laut GPS waren wir mit 8,8 Knoten unterwegs, was bei unserer Yacht schon mehr war, als die maximale Rumpfgeschwindigkeit. Ohne den Seegang und Sturm der letzten Tage war es wirklich ein traumhaftes Reisen. Da wir sehr entspannt unterwegs waren, konnte ich dem Skipper helfen ein paar Reparaturen am Schiff durchzuführen. Die Verbindung zwischen Großsegel und Mast war an einer Stelle gebrochen. Die Segellatte hatte ihren Mastrutscher verloren. Nach kurzer Suche in der „Schraubenkiste“, die man anscheinend auf jedem Schiff mitführen muss, haben wir einen Schäkel gefunden, den wir mit zwei Muttern gesichert haben und der bis jetzt einen guten Job macht. Mal sehen, ob es bis zum Ende hält. Außerdem gab unsere Logge (Geschwindigkeitsmessinstrument, eigentlich ein kleines Schaufelrad, welches an der tiefsten Stelle im Rumpf sitzt und die Wassergeschwindigkeit anzeigt, mit der das Wasser unter dem Schiff durchströmt) immer mal wieder den Geist auf. Kurzer Hand wurden ein paar Bodenbretter aufgenommen und schon war die Sicht auf die Logge frei. Dabei handelte es sich um ein kurzes Rohr, was von innen durch die Außenhaut des Schiffes gesteckt war. Wie gesagt, das Rohr steckte an der tiefsten Stelle des Schiffes! Und um es zu reparieren mussten wir es aus seinem Loch ziehen. Der Skipper drückte mir dann einen Holzstopfen in die Hand mit den Worten: „Wenn ich die Logge rausziehe, musst Du schnell den Stopfen in das Loch drücken, aus dem das Wasser sprudelt.“ Irgendwie kam es mir so vor, als würden wir den Stöpsel aus einer Badewanne ziehen. Und letzten Endes war es das dann auch. Der Stopfen hielt und als wir das Rohr in der Hand hatten, konnte man das Problem sehen. Kleine Muscheln hatten sich im und um das Rädchen angesiedelt. Mit einem kleinen Messer konnten wir alles säubern und haben das Rohr wieder an seinen Platz zurück geschoben. Laut dem Skipper ist es bei Segelbooten normal, dass immer irgend etwas kaputt geht und man neben einem guten Segler auch ein guter Techniker sein sollte/muss. Ehrlich gesagt hat mir das Arbeiten am Schiff wirklich Spaß gemacht und ich freue mich schon darauf, wenn ich mit Lisa unser erstes eigenes Kajütboot habe, dass in Stand gehalten werden muss.

Kurz vor Kopenhagen teilten wir uns mehr und mehr das Fahrwasser mit gigantisch Container- und Kreuzfahrtschiffen.

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Ab diesem Moment mussten sich unsere Navigatoren und Steuerleute konzentrieren, um uns sicher nach Kopenhagen hinein zu bringen. In Kopenhagen haben wir eine „alte Bekannte“ wiedergesehen. An der „Boje Nr. 1“ lag die Yacht der königlichen Familie, die wir am Anfang unserer Reise in Sonderburg fotografiert haben.

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Und, eigentlich wie jeden Abend, schlug kurz vor Ende des Tages das Wetter um. Es regnete wie aus Eimern und innerhalb von Minuten war das sonnige Feeling des Segeltages vergessen. Der Stadthafen von Kopenhagen war unglaublich voll. Wobei wir uns unter „Stadthafen“ auch ehrlich gesagt etwas anderes vorgestellt hatten. Eigentlich reden wir hier von Kanälen mitten in der Stadt in der links und rechts Schiffe aneinander liegen. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir endlich ein Päckchen gefunden haben, an das wir uns als drittes Schiff anlegen konnten. Hier mal ein Bild, dass ihr euch vorstellen könnt, wie das hier aussieht:

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Theoretisch müsste man so weit in das Foto hereinzoomen können, dass man uns auf der linken Seite sehen müsste (irgendwo ganz hinten). Die Sanitäranlagen bestehen hier aus Hausbooten, die im Kanal liegen mit Vollplastikduschen und Schiffstoiletten (Besonderheit: benutztes Toiletten darf nicht mit ins Klo, sondern muss in einem verschlossenen Eimer gesammelt werden…). Leider nicht das, was wir von einem Innenstadthafen erwartet haben. Morgen hat sich die Crew dazu entschlossen einen Hafentag einzulegen, um sich Kopenhagen anschauen zu können. Wir hoffen, dass das Wetter besser sein wird und sich Kopenhagen von seiner schönen Seite zeigt. Wir sind wieder einmal echt müde und hauen uns ins Bett. Bis morgen!

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Tag fünf von Vejroe nach Klintholm (53 sm)

Heute klingelte der Wecker um 06.30 Uhr. Wir wollten extra früh los, um eine Station zu überspringen und so den Inseltag wieder hereinholen. Wir haben einen Wochenplan, wer für welche Rolle an Bord verantwortlich ist. Dabei unterscheiden wir zwischen:

  • Smutje (Verpflegung der Crew, Abwaschen, Essen kochen, …)
  • Navigator (Arbeitet während des Segelns viel unter Deck an Karten, um unsere Position zu bestimmen und den Weg zu identifizieren)
  • Tagesskipper (Verteilt aufgaben während des Segelns, eine Rolle, die irgendwie niemand außer unserem echten Skipper auslebt)
  • Maschinist (muss sich um alle technisch relevanten arbeiten kümmern)

Heute war ich als Smutje dran und Lisa war erste Navigatorin (es gibt immer zwei, falls wir einen auf dem Weg verlieren 😉 ). Daher bestand meine Aufgabe pünktlich um 07.50 Uhr am Verwaltungsgebäude von Vejroe (siehe Bilder vom letzten Tag) zu stehen und die frischen Brötchen in Empfang zu nehmen. Leider hat der Backofen Zicken gemacht, weshalb die Brötchen länger gedauert haben. Positiver Nebeneffekt war, dass mir der Betreiber einen Kaffee ausgegeben hat, aus der beschrieben „Kaffee-Anlage“, also hat der Tag gut angefangen.

Zurück auf dem Schiff haben wir gefrühstückt und noch während des Abwaschens den Hafen Richtung Klintholm verlassen. Das Wetter war großartig. Rings um uns herum, war es wolkig und grau, aber immer da, wo wir gesegelt sind, war blauer Himmel und Sonne. Man konnte sich trotz 15 °C Außentemperatur in dicken Jacken in die Plicht legen und sich sonnen. Der Wind blies schwächer, als die letzten Tage aber immer noch mit guten 4-5 Windstärken stetig von Achtern, so dass wir zügig voran kamen. Da ich, wie gesagt Smutje war, hatte ich heute keine festen Segelaufgaben und konnte den Tag mit Sonnen, Lesen und gelegentlichem Aushelfen verbringen. Lisa ging in ihrer Rolle als Navigatorin total auf! Sie hat einen wahnsinnig guten Job gemacht und selbst der Skipper hat im Landeanflug auf den Zielhafen die Zeit gefunden sich schlafen zu legen, weil er Lisa und ihrer Arbeit vertrauen konnte. Ich schwärme deshalb davon, weil ich, was das Thema Navigation angeht eher unbegabt bin. Ich habe meine Stärken eher beim Steuern und dem Handling des Schiffs. Und so ergänzen wir uns wiedereinmal sehr gut und bilden ein klasse Team.

Gegen Ende des Turns, kurz vor Klintholm, wurde das Wetter dann schlechter. Der Wind frischte auf, der Himmel wurde dunkel grau und es fing an zu regnen.

Klintholm ist ein (meiner Meinung nach) eher hässlicher Hafen. Die Schiffe liegen sehr ungeschützt, es gibt wenige und sehr enge Boxen, die Sanitäranlagen sind eher einfach (aber sauber) und es springt einfach kein Funke über. Nach langem Suchen haben wir dann doch noch eine Box gefunden, in die wir mit unseren 4,15 m Breite hinein gepasst haben, nachdem wenige Minuten zuvor eine 1 Meter kürzere Yacht in der Nachbarbox bei der Einfahrt stecken geblieben ist… Mittlerweile haben wir gegessen. Anne, eine Mitseglerin von Fehmarn, hat einen sehr lecken Eintopf gekocht (natürlich hatte sie als Basis meine hervorragende Schnippelarbeit 😉 ) und Lisa und ich liegen in unserer Kabine. Es ist 22:20 Uhr und wir sind beide trotzdem irgendwie wieder erschlagen. Immerhin waren es heute wieder 53 Seemeilen, also gut 10 Stunden Segeln am Stück. Morgen früh wird der Wecker wohl sogar um 06:00 Uhr klingeln, denn dann geht es auf nach Kopenhagen. Der Wind pfeift bedrohlich durch den Hafen. Ich denke wir werden heute aneinander gekuschelt gut schlafen können, aber ich bin gespannt auf das morgige Wetter, denn diesmal geht es noch weiter auf die offene See und damit zu noch höheren Wellen. Unser bisheriges Maximum lag bei 1,5 – 2 Metern und selbst das ist schon bei längerer Dauer echt anstrengend/nervig. Wir melden uns dann morgen aus Kopenhagen. Gute Nacht!

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Tag vier von Vejroe nach… es war so schön, wir sind geblieben ;-) (0 sm)

Wie gestern schon angekündigt, wollten wir uns heute ein tolles Frühstück gönnen, was wir auch getan haben.

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Der Kellner hat uns gesagt, dass die meisten Zutaten auf unserem Tisch hier auf der Insel angebaut werden und meinte, wir sollten und nach dem Frühstück selbst davon überzeugen. Das Essen hat noch besser geschmeckt, als es auf dem Bild aussieht! Wirklich ein echter Traum. Nach dem Frühstück haben Lisa und ich uns zusammen mit dem Skipper und seiner Frau auf den frei nutzbaren Fahrrädern auf, zur Erkundungsfahrt gemacht. Der Kellner (bzw. Betreiber des „Skipperly“) hat uns einfach mal den Generalschlüssel der Insel (alles RFID-gestützt) in die Hand gedrückt und meinte wir sollen ruhig in die Gästehäuser reingehen und vor allem das „Gewächshaus“ nicht auslassen. Also haben wir uns auf den Weg gemacht. Ich habe mal ein paar Eindrücke auf Foto festgehalten:

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Die mietbaren Ferienhäuser waren sehr komfortabel und extrem hochwertig ausgestattet. „Urgemütlich“, um es mit einem Wort zu beschreiben (wir haben leider keine Fotos davon gemacht).  Aber das absolute, unangefochtene Highlight war wirklich das Gewächshaus oder besser noch der „Gewächspalast“!

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Wir reden hier von einem vollautomatischen Gewächshauskomplex (Architekturpreis 2014) mit mehreren Klimazonen. Unter anderem ein Bereich mit tropischem Klima (30 °C und 60 % Luftfeuchtigkeit) in dem ein kleiner Wasserfall war und davor Liegen zum hinlegen. Dort wuchsen Avocados, Granatäpfel, Zitronen, Bananen, Orangen, Papayas, Honigmelonen, … Wirklich der blanke Wahnsinn.

In einem anderen Bereich wuchsen Tomaten in allen Größen und Farben, die geschmacklich unglaublich intensiv waren (der Betreiber hat uns extra gebeten einfach von den Pflanzen zu probieren). Die Tatsache, dass der Komplex sogar zwei eigene, schmiedeeiserne Eingangstore hatte, muss ich auch noch erwähnen.

Nachdem wir das alles gesehen hatten wollten wir vier unbedingt noch länger auf der Insel bleiben und sind zurück zur Crew geradelt, um den Plan mit ihnen abzustimmen. Unsere Idee stieß anfangs auf einigen Gegenwind, weil auf die anderen der Zauber der Insel irgendwie nicht richtig gewirkt hat. Unser Skipper hat sich dann geopfert und mit den drei nicht bleiben wollenden Seglern ein wenig Segeltraining vor der Insel absolviert, so dass seine Frau, Lisa und ich den Tag über bleiben konnten. Wir haben es uns dann bei Kaffee, Wein und Steinofenpizza auf der Terasse des „Skipperly“ gut gehen lassen. Wir hatten traumhaftes Wetter. Starken Wind, blitzeblauer Himmel und Sonne. Ein Traum. Später kam dann ein sehr kräftiger Schauer übers Land gefegt und wir haben uns ins Innere des Gebäudes zurückgezogen, in dem wir gefrühstückt haben. Im oberen Stock hatte man eine super Aussicht über die Küste der Insel und das dahinter liegende Meer. Außerdem standen da große gemütliche Ohrenbackensessel! Kurze Zeit, nachdem wir uns in den bequemen Sesseln hingesetzt haben, sind Lisa und ich eingeschlafen.

Gegen 17.00 Uhr kamen dann die anderen vom Training zurück. Arg durch gefroren und auch sehr nass. Wir haben dann Fleisch und Würstchen gekauft und zusammen mit Kartoffeln auf einer der zahlreichen Feuerstellen (siehe Fotos oben) direkt neben dem Schiff gegrillt. Das Wetter am Abend war wieder sehr schön. Sonne und überwiegend blauer Himmel. Nur die Temperaturen waren mit ca. 15 °C echt kalt für Mitte August. Aber das ist ja schon die ganze Woche so (und wird auch leider wohl so bleiben).

Morgen geht es schon sehr früh weiter, denn wir mussten uns den „freien“ Tag beim Rest der Crew mit einem langen Schlag von über 50 Seemeilen erkaufen, damit wir doch noch wie geplant nach Schweden kommen. Morgen geht es also um 06.00 Uhr aus den Federn, um dann ca. 11 Stunden am Stück nach Klintholm zu segeln. Wir melden uns morgen Abend wieder. Gute Nacht!

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