Unser Segel-Blog

Erfahrungsberichte unserer Segelleidenschaft

Kategorie: Mit dem „Skipperteam“ auf der Ostsee (2016) (Seite 2 von 2)

Tag drei von Svendborg nach Vejroe (45 sm)

Nach dem Frühstück sind Lisa und ich in die Innenstadt von Svendborg gelaufen, um eine Optiker zu finden, denn gestern hat mich eine schlagende Fokschot im Gesicht und an der Brille getroffen, so dass die Brille nur noch sehr schief auf der Nase halten wollte. Zum glück haben wir auch eine Mitarbeiterin eines kleinen dänischen Optikers gefunden, die meine Brille wieder in Stand setzen konnte und sie auch noch gereinigt hat. Und auf meine Antwort, was ich ihr schuldig sei, sagte sie das wäre so schon in Ordnung und ich konnte endlich wieder richtig sehen. Der Tag fing also bombig an.

Die Sanitäranlagen waren sehr gut, allerdings mussten wir wieder im Akort duschen, denn das warme Wasser gab es gegen Kartenguthaben, auf Zeit: 1 min Wasser = 2 Kronen und wir hatten leider zusammen nur noch 15 Kronen übrigen (wovon die ersten 2 geopfert wurden, um das System zu durchdringen 🙂 ).

Nach dem Optiker, dem Frühstück und dem Duschen, haben wir zügig den Hafen verlassen und uns auf den Weg gemacht. Heute war ich als Navigator eingeteilt. Aber ehrlich gesagt hatte ich nach der anfänglichen Seekrankheit von gestern Skrupel mich während der ganzen Fahrt am Kartentisch über Papier zu beugen… Trotzdem habe ich anfangs, vor allem weil das Fahrwasser noch sehr ruhig war meinen Job wahr genommen. Gegen Ende des Törns, war ich froh, dass unser 2ter Navigator sehr in seiner Aufagbe aufging und meinen Job mit erledigt hat. Das hat mich aber natürlich trotzdem nicht davor bewahrt, dass unser Skipper mehrfach erwähnt hat, dass ich heute meinen Job nicht getan hätte. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir haben unseren Weg gefunden und weder ich, noch Lisa wurden noch einmal seekrank. Also ein voller Erfolg.

Das Wetter war im Großen und ganzen wie auch schon die Tage zuvor. Wir hatten ca. 6 Windstärken, es hat gelegentlich geregnet und ab und an kam auch mal die Sonne raus. Eine skurile Situation gab es jedoch, denn während wir mit 6 Windstärken von Achtern und nur unter Fock dahin fahren, fiel plötzlich eine Böe mit guten 9 Windstärken bei uns ein. Ein Glück, dass wir auf einem Vorwindkurs unterwegs waren, so dass wir „nur“ deutlich schneller wurden. Wäre das auf einem Amwind-Kurs geschehen hätte uns das sicher auf die Backe gedrückt. Unser Skipper meinte, trotz 30 Jahren Segelerfahrung (10 davon als Mietskipper) hätte er so etwas bisher noch nicht erlebt. 3 Windstärken mehr durch eine Böe sei heftig.

wp-1470858097471.png

Gegen 19.00 Uhr kamen wir dann im angekündigten Hafen an. Laut unserem Skipper, der den Hafen auch noch nicht besucht hatte, sei es eine sehr kleine Insel ohne Einkaufsmöglichkeiten. Lisa und ich dachten also an eine kleine Hafenanlage, dreckige Toiletten, viel Krabbeltiere in den Duschen usw. Doch was wir dann gefunden haben, hat uns umgehauen. Kurz, es ist alles so, wie man es sich von einer perfekten Anlage wünschen kann, doch seht selbst:

 wp-1470840927559.jpg

Die Insel ist einfach wirklich nur ein Traum und vor allem, man kommt nur mit dem Helikopter oder einem Boot auf die Insel. Fähren sucht man hier vergebens. Wir waren definitiv (!!!) nicht das letzte Mal hier und haben uns spontan mit der ganzen Crew dafür entschieden, morgen hier im Hotel zu frühstücken. Die haben sogar eine professionelle Kaffemaschine (ich möchte fast sagen „Kaffe-Anlage“). Der Preis ist mit 200 Kronen (7,4 KR = 1 €) pro Person nicht günstig, aber nach mehreren Tagen auf See waren wir alle einer Meinung, dass es uns das wert sei. Morgen starten wir daher etwas später und werden daher auch etwas weniger Seemeilen machen. Doch darüber schreiben wir morgen. Gute Nacht!

Der zweite Tag von Aaroesund nach Svendborg (36 sm)

Der Tag fing um 07:00 Uhr an, nachdem mich Lisa mehrfach versucht hat, in unserer schmalen Dreieckskoje die Innenbordwand hoch zu schieben (jaja, ich weiß, du wolltest nur kuscheln 😉 ). Der Hafen Aaroesund war, wie schon beschrieben wirklich schön und wir hatten gestern vollmundig versprochen, heute morgen für alle Brötchen zu holen. Also machten wir uns auf den Weg und fanden auch ca. 2 km (one way) vom Hafen entfernt einen Campingplatz, auf dem wir unsere Brötchen kaufen konnten. Auf dem Rückweg sind wir dann zu allem Unglück noch in einen kräftigen Regenguss gelaufen, konnten die Brötchen aber unter Einsatz unserer Jacken sicher auf das Schiff zurück bringen. Wie sich im Laufe des Tages zeigte, war das erst der Anfang einer gefühlt nicht enden wollenden Reihe von „nass werden“ an diesem Tag, doch dazu später mehr.

Nach dem Frühstück haben wir dann alles fahrtensicher verstaut und uns an die Arbeit gemacht, unsere Box zu verlassen. Das gestaltete sich überraschend schwer, denn der Wind drückte mit unglaublicher Kraft seitwärts gegen das Schiff, mit dem wir rückwärts aus der Box wollten. Natürlich versammelten sich binnen Minuten diverse Schaulustige zum morgendlichen „Hafenkino“. Gefühlt kamen sie aus allen Schiffen. Zu unserem Glück waren auch zwei Nachbarn dabei, die dann tatkräftig unterstützt haben und so schafften wir es doch abzulegen.

Aus dem Hafen gekommen, fuhren wir die ersten Seemeilen unter Motor, bevor wir anfingen die Segel vorzubereiten. Das Vorbereiten der Segel gestaltete sich wie ein Bullenritt, denn wir hatten heute über den Tag 7 bis 8 Windstärken und konnten nur mit einer kleinen Fock segeln. Das Groß blieb unten und trotzdem hatten wir Geschwindigkeiten von über 8 Knoten drauf. Beim Laufen über das Vorschiff musste man sich ständig mit einem von zwei Lifebelts der Weste „irgendwo“ am Schiff einhaken. Auch wenn man ganz normal in der Plicht saß (hinterer Bereich um das Steuerad) mussten wir uns ständig mit einem der Karabiner in speziellen Ösen einhaken, falls die Hermes mal wieder von Wellenberg zu Wellental rollte und man sich arg festhalten musste.

Lästiger Nebeneffekt waren sehr hohe (gute 1,5 m bis 2 m), aber kurze Wellen, die meisten quer und von hinten in unser Schiff einfielen und dafür sorgten, dass die Hermes ständig über Längs- und Querachse rollte. Die erste Hälfte der Tagestour hat Lisa am Steuer gesessen und uns super durch die Wellen gebracht. Es hat dann auch leider gar nicht lange gedauert, bis mir vom Turnen auf dem Vorschiff richtig arg schlecht geworden ist. Ich wurde dann so „seekrank“, dass außer Atmen und an den Horizont schauen nicht mehr viel zu machen war, bis Lisa mir dann Anbot das Steuerrad zu übernehmen. Mein erster Gedanke war zwar „bitte nicht ansprechen“, doch dann erinnerte ich mich daran, dass ich mal gelesen hatte „dem Fahrer wird niemals schlecht“ und ich konnte mich aufraffen. Es dauerte dann auch keine 2 Minuten und alle Seekrankheit war verflogen und es hat sogar richtig Spaß gemacht das Schiff durch die Wellen zu steuern.

Leider hat es dann auch keine weiteren 10 Minuten gedauert, bis Lisa (und zugegebenerweise auch den meisten anderen Mitseglern) etwas grün um die Nase wurde und sich auch auf ihr Leben, ruhiges Atmen und auf den Horizont blicken beschränkt hat. Mein Angebot ihr das Steuer zurück zu geben hat sie abgelehnt. Und zum Glück fand Sie auch kurze Zeit später einen Platz, an dem es besser wurde und an dem sie selig eingeschlafen ist (wie gesagt bei einem rollenden Schiff, das eher öfter > 45° Schräglage in die eine und wenige Sekunden später in die andere Richtung hatte… und natürlich mit Lifebelt am Schiff angebunden).

Das Anlegen in Svendborg gestaltete sich dagegen regelrecht ereignislos, bis auf die Tatsache, dass der Hafen total überfüllt war und wir uns „ins Päckchen“ (zweite Reihe an einem anderen Schiff fest machen) legen mussten. Das Schiff an dem wir uns festgenmacht haben, gehörte einem sehr netten Dänen, der lieber deutsch mit uns sprechen wollte, als englisch. Wir haben als Dank für seine Hilfe mit ihm unser Anlegebier geteilt und uns anschließend noch länger mit ihm gesprochen. Ein sehr angenehmer Mensch! Abends ist dann die ganze Crew zusammen zu einem thailändischen Restaurant gegangen und hat zusammen gegessen. Dabei haben wir dann auch einige Geschichten von anderen Chartercrews gehört, die unser Skipper in den letzten 10 Jahren betreut hat. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, stechen wir zumindest nicht negativ heraus 😉

Wir zeichnen unseren Weg nun mit einer GPS App auf uns ich habe euch mal einen Screenshot unseres bisherigen (fast, habe nicht in Flensburg gestartet, sondern leider etwas später) Reise angehängt. Tagesziele sind dabei die blauen Tropfen.

wp-1470690240582.png

Wohin es morgen geht, werden wir am Frühstückstisch erfahren. Ich werde erstmal morgen früh schnell zum Optiker laufen, denn mich hat heute die Vorschot beim Killen derart hart im Gesicht getroffen, dass sich dabei das Gestell meiner Brille verzogen hat und sie in Folge dessen nun schief auf der Nase sitzt 😉 Hoffen wir mal, dass die Dänen das im wahrsten Sinne des Worten „hinbiegen“ können. Bis morgen! Und drückt uns die Daumen, dass sich das Thema Seekrankheit bei uns schon nach dem zweiten Tag erledigt hat und nicht, wie sonst so oft noch ein Tag mit flauem Magen ansteht 🙂

Der erste Tag beginnt, von Flensburg nach Aerosund (48 sm)

Nach einer mehr als unruhigen Nacht in der dreieckigen Bugkabine, klingelte der Wecker pünktlich um 06.30 Uhr. Unser Skipper wollte gleich am ersten Tag so früh wie möglich aufbrechen, um dem anrückenden Tief, dass in Böen bis zu 10 (!!!) Windstärken versprach, nach Norden auszuweichen. Nach einem gemeinsamen Frühstück an Bord, schier unendlich langen Sicherheitseinweisungen  vom Skipper (ja, auch dieses Schiff hat drei Feuerlöscher und eine Löschdecke) und einer anschließenden, wohltuenden Dusche, haben wir es dann doch erst gegen 11.00 Uhr auf die Piste geschafft.

Raus aus der Flensburger Förde war ein angenehmes Segeln mit gutem Wind. Je weiter wir uns dann jedoch nach draußen (auf die offenere Ostsee) wagten, frischte der Wind mehr und mehr auf, bis wir schließlich mit einer Maximalgeschwindigkeit von guten 8 Knoten bei 7 Windstärken und ordentlich Krängung dahin flogen. Unser Skipper lies es sich nicht nehmen uns auch theoretisch auf Herz und Nieren zu prüfen. Neben Knotenlehre, Manövererklärung und anschließender Manöverkritik bis hin zu segeloptimierenden Maßnahmen, wurde alles geboten. Ja, das waren für Lisa und mich zwar (fast) alles alte Hüte, aber dem ein oder anderen Mitsegler tat die Auffrischung sicher nicht schaden.

Mit den abgerissenen 45 Seemeilen haben wir sogar unseren Skipper überrascht, der eigentlich nur ca. 30 Seemeilen vorgesehen hatte. Wir waren aber super in Fahrt und wollten mehr. Trotz grauem Himmel, fliegender Gischt und Nieselregen. Ich bin gespannt, wie lange wir uns diesen Optimismus bewahren können 😉 Hier noch ein paar Messerwerte:

Reiselänge: 48 sm
Reisedauer: 8 h
Durchschnittsgewschwindigkeit: 10,5 Km/h
Maximalgeschwindigkeit: 16 Km/h

Hier noch ein Foto, dass Lisa von mir gemacht hat:

wp-1470605188186.jpg

P.S.: Morgen schreiben wir zu unserem ersten Segeltag noch ein paar Nachträge. Jetzt sind wir einfach zu erschlagen. Dann gibt es auch noch ein paar Fotos!

Hier der versprochene Nachtrag. In Sonderburg mussten wir knapp eine halbe Stunde warten bis die Zugbrücke für uns aufging. Als wir also vor der Brücke unsere Kreise zogen, sahen wir das folgende Schiff,  von anderen Touristen rege fotografiert. Unsere Vermutung, da Sonderburg auch als Sommerresidenz des Königshauses gilt, dass es sich um das königliche Schiff handelt. Hier also noch ein obligatorisches Foto der Schiffes und der besagten Brücke:

wp-1470689977420.jpg wp-1470689995308.jpg

Ansonsten sind wir Abends kaputt und müde in Aaroesund angekommen. Das ist ein kleiner und beschaulicher Hafen in Dänemark, der sehr romantisch ist und den wir bestimmt nicht zum letzten Mal besucht haben. Drumherum gibt es nicht viel mehr, nur einen kleinen Ort ohne Bäcker, dafür mit Hotel und in einiger Entfernung zum Hafen einen Campingplatz (auf jenem es dann auch Brötchen zu kaufen gibt). Der Tag war super schön, wenn auch super anstrengend und kam uns vor wie mindestens 3 Tage.

Anreise…

Nachdem die letzten Packstücke erst Samstag morgen ihren Weg in die viel zu vollen Taschen gefunden haben (und die GoPro sogar zu Hause bleiben musste), sind wir gegen 12.00 Uhr ins Auto gestiegen, um nach Flensburg zu fahren, mit einem kleinen Zwischenstopp in Hannover, um Überlebens wichtige Seekrankheits-Pflaster entgegen zu nehmen.

Um es kurz zu machen: die Fahrt war echt ätzend. Ewiger Stau auf der A7 und viele Umfahrungen über Land, die zwar den Eindruck vom Reisen vermittelt haben, am Ende des Tages aber fast keine Annäherung an unser Ziel bedeutet haben.

Laut Anschreiben unseres Skippers wurde um Anreise zwischen 16.00 Uhr und 17.00 Uhr gebeten. Punkt 16.57 Uhr kamen wir dann endlich am Steg an. Den Rest des Tages haben wir dann mit Einkaufen für die nächsten Tage (und für 7 Personen ) samt Verstauen der gekauften und mitgebrachten Ladung im Schiff verbracht. Ach ja, zu allem Überfluss wurde ich noch zum Wächter der Schiffskasse bestimmt. Abgeschlossen wurde der Tag dann mit einem gemeinsamen Abendessen im „Boersenkeller“ einem bezahlbaren und sehr schmackhaften Restaurant in der Innenstadt von Flensburg.

Und hier seht ihr noch ein Foto von „unserer“ Hermes:

wp-1470604238849.jpg

Es ist so weit… morgen geht es los.

„Reisevorbereitung“

Obwohl Lisa und ich ja eigentlich Binnensegler sind, wollten wir dieses Jahr in einem möglichst kontrollierten Umfeld erste Seeluft schnuppern und Lisas noch recht frisch erworbenen Sportbootführerschein See ausprobieren. Da wir aber noch kein eigenes Salzwaser-Schiff haben, haben wir uns entschieden für das erste mal eine Doppelkoje zu chartern. Nachdem wir uns dann einige Anbieter im Netz angesehen haben, sind wir bei „Schoenicke Skipperteam“ hängen geblieben und haben uns für einen 14-Tage Trip auf der Ostsee angemeldet. Wir segeln auf der Hermes, einer Sun Odyssey 43 und es geht von Flensburg, an der Ostküste Dänemarks hoch, bis nach Göteborg und dann östlich der dänischen Inseln wieder zurück nach Flensburg. Das sind grob ca. 750 Seemeilen in 14 Tagen. Der Wetterbericht flößt uns gerade noch etwas Angst ein, denn da steht etwas von westlichen Winden der Stärke 6 und in Böen sogar 9. Keine Ahnung, was das auf der Ostsee und auf einem so großen Schiff bedeutet, aber auf unseren üblichen Jollen wäre das zum Abgewöhnen… Reisetabletten sind auf alle Fälle im Gepäck 😉

Wo wir es gerade von Gepäck haben. Unser Bett sieht gerade so aus, wie auf dem Bild zu sehen (und das ist überwiegend nur Lisas Kram!)bett und ich bin mir noch nicht sicher, welche Tasche groß genug ist, um das alles mit an Bord zu bringen und ob wir wirklich an alles gedacht haben. Egal, ich packe jetzt weiter und was wir vergessen haben bleibt halt hier, denn… morgen geht es los und dann auch mit den ersten Fotos vom Schiff und der Ostsee 🙂

Neuere Beiträge

© 2025 Unser Segel-Blog

Theme von Anders NorénHoch ↑